Kinostart: Soundtrack To A Coup D’Etat
Patrice LumumbaIm Februar 1961 stürmten afroamerikanische Künstler/-innen das Gebäude der Vereinten Nationen in New York, um gegen die Ermordung von Patrice Lumumba nur wenige Wochen zuvor zu protestieren – unter ihnen waren Jazzmusiker/-innen wie Abbey Lincoln und Max Roach, aber auch Schriftsteller/-innen wie Maya Angelou und Amiri Baraka. Mit diesem Ereignis beginnt der Film „Soundtrack To A Coup D’Etat“ des belgischen Regisseurs Johan Grimonprez, der weniger dokumentarisch, sondern eher als eine Art Essay in Bildern zu verstehen ist. Grimonprez blickt auf den hoffnungsvollen Aufstieg Lumumbas zurück, der 1960 der erste Premierminister des gerade von Belgien unabhängig gewordenen Kongos war und wenige Monate später gestürzt und ermordet wurde. Lumumba hatte die einstige Kolonialmacht Belgien und die USA aufgeschreckt, als er sagte, dass die Bodenschätze seiner Heimat den Menschen im Kongo gehörten. Dadurch wurde er zur Leitfigur einer panafrikanischen Bewegung, die unter anderem in den Vereinten Nationen gegen die Hegemonie des Westens aufbegehrte.
„Soundtrack To A Coup D’Etat“ will diesen Hoffnungen nachspüren, die 1960 nicht nur im globalen Süden keimten: „Zu diesem Zeitpunkt gab es überall auf der Welt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass die Dinge grundlegend ungerecht waren, dass sie sich tatsächlich ändern konnten und es eine Bereitschaft für Veränderung gab“, meint der belgische Filmemacher. „Es gibt zum Beispiel eine Verbindung zwischen der Bürgerrechtsbewegung in den USA und den Ereignissen in Afrika und anderswo auf der Welt, die Menschen wie Malcolm X und Abbey Lincoln inspirierten.“ Jazz ist für Grimonprez dafür die Begleitmusik, weil dieser stets ein Freiheitsideal verkörpert, das für die Aktivist/-innen Hoffnung versprach. Im Film zu hören sind unter anderem Lincoln und Roach, aber auch Duke Ellington, Dizzy Gillespie, Melba Liston, Nina Simone oder Miriam Makeba.
Gleichzeitig verdeutlichen die Bilder auch ein Dilemma. Um die Kontrolle über die Reichtümer seiner ehemaligen Kolonie zurückzugewinnen, findet der belgische König Baudouin Verbündete in der US-Regierung und den Vereinten Nationen. Dort fürchtet man, den Zugang zu den Uranvorkommen im Kongo zu verlieren. Das US-Außenministerium wird aktiv und entsendet Louis Armstrong als Jazzbotschafter, der die Herzen der Afrikaner/-innen gewinnen soll. Unwissentlich lenkt der Trompeter so die Aufmerksamkeit vom ersten postkolonialen Staatsstreich in Afrika ab: dem Sturz und der Ermordung Lumumbas. In den USA wurde Lumumba politisch von Malcolm X unterstützt, der den Freiheitskampf der Afroamerikaner/-innen nicht mehr nur als Kampf für die Bürgerrechte, sondern vielmehr für die Menschenrechte per se verstand.
Ab dem 6. Februar wird „Soundtrack To A Coup D’Etat“ in den deutschen Kinos zu sehen sein. Der Verleih hat auf seiner Website eine Liste mit den Terminen und Kinos veröffentlicht. Wir verlosen 5×2 Eintrittskarten für dieses spannende Filmessay in einem Kino eurer Wahl. Schickt uns bis zum 4. Februar eine Mail an redaktion@jazzthing.de – mit dem Hinweis, welche Vorführung ihr wann und wo sehen wollt. Viel Glück!
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„Soundtrack To A Coup D’Etat“