15: ACHT BRÜCKEN
Kaija SaariahoWer jemals einen Wintertag hoch oben in Finnland verbracht hat, weiß, wie wichtig für den Menschen Licht ist. Ein solcher Wintertag ist zumeist zwielichtig, wenn sich die Sonne überhaupt zeigt, scheint sie nur kurz. Um so mystischer stellen sich Phänomene wie das Polarlicht dar, das im Winterhalbjahr die langen Nächte im Norden Europas grünblau flirren lässt. Für die finnische Komponistin Kaija Saariaho, 1952 in Helsinki geboren und 2023 in Paris gestorben, war Licht zeitlebens Thema ihres Schaffens. Studiert hat sie Komposition zuerst an der Sibelius-Akademie ihrer Geburtsstadt, bevor sie nach Freiburg und Paris ging, wo sie am IRCAM computergestütztes Komponieren lernte. Ihren Durchbruch hatte Saariaho mit dem Stück „Lichtbogen“ für Ensemble und Elektronik. Es lag also nahe, die Finnin mit ihrem spannenden Werk zur Porträtkomponistin des diesjährigen Festivals ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln zu machen, das vom 8. bis 18. Mai in Köln zum 15. Mal unter dem Motto „Licht“ stattfindet.
Neben Kompositionen der Finnin kommen beim diesjährigen Festival für zeitgenössische Musik noch weitere Stücke mit Musik zur Aufführung, die die Wirkung von Licht sowie Sehen und Nicht-Sehen einbeziehen, einerseits mit Licht- und Hell-/Dunkeleffekten während der Konzerte arbeiten und andererseits dem Publikum Angebote unterbreiten, sich ausschließlich auf die Sinne Sehen und Hören zu konzentrieren. Insgesamt werden an den zehn Festivaltagen rund 50 Programme und Begleitprogramme mit neuer Musik in der Kölner Philharmonie und neun weiteren Spielstätten in der Stadt zu erleben sein, darunter 16 Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen. Zudem gibt es eine Ausstellung, einen Film über die diesjährige Porträtkomponistin und die interaktive Installation „Applausdusche“ von Manos Tsangaris.
Auch Jazz und improvisierte Musik stehen auf dem Programm von ACHT BRÜCKEN. In Kooperation mit dem Stadtgarten und dem NRW-Förderprogramm NICA artist developement finden drei Stummfilmkonzerte als Uraufführungen statt: „Man With A Movie Camera“ mit Musik vom Schlagzeuger Thomas Sauerborn und einem Ensemble mit den zwei Posaunistinnen Shannon Barnett und Carlotta Armbruster am 12., „Empire“ von Andy Warhol mit Improvisationen eines Quintetts um den Saxofonisten Fabian Dudek am 14. und im Doppel „Afgrunden“ eines Trios um den Saxofonisten Jonas Engel und „Ballet Mécanique“ eines Quintetts mit der Pianistin Marlies Debacker am 15. Mai. Zudem gibt es einige „Kurzkonzerte“ mit Jazz-Acts in der Kunstbar – unter anderem mit dem Ingen Navn Trio am 11. und Jin Jim am 15. Mai.
„Wichtig war mir immer, im Festival neben internationalen Spitzenensembles auch die sehr profilierte Freie Neue Musik- Szene der Stadt Köln zu präsentieren und aus der Philharmonie hinaus in die Stadt zu gehen“, schreibt der künstlerische Leiter von ACHT Brücken und Intendant der Kölner Philharmonie, Louwrens Langevoort, im Vorwort zur Festivalbroschüre: „Die Festivaleröffnung feiern wir diesmal am Samstag, den 9. Mai mit einem vierteiligen Konzertabend in der Wolkenburg, der ganz von Kölner Musikerinnen und Musikern gestaltet wird.“ Das komplette Programm von ACHT BRÜCKEN gibt es auf der Festivalsite.
Weiterführende Links
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln