Schweiz: DEZA streicht Kultur-Partnerschaften
Eine verheerende Meldung über die Bedrohung kultureller Vielfalt erreicht uns via Festival Culturescapes aus der Schweiz: Dort beendet die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ab 2029 sämtliche Kooperationen mit den Schweizer Kulturinstitutionen, um 3,7 Millionen Franken einzusparen. Die DEZA ist zuständig für die Umsetzung der außenpolitischen Strategie der Schweiz in den Bereichen humanitäre Hilfe, globale und regionale Entwicklungshilfe. Bereits 2024 hatte die DEZA drastische Kürzungen der Subventionen ihrer Partner im kulturellen Sektor vorgenommen. Betroffen sind zwölf Institutionen, ihre Existenz und die damit zusammenhängenden Jobs im „globalen Süden“ stehen nun teilweise auf dem Spiel.
Die Institutionen wurden vor der Entscheidung nicht konsultiert. Zu ihnen zählt das Festival Culturescapes, das als Biennale mit Spielorten in der gesamten Schweiz eine kulturelle Region der Erde beleuchtet, das Locarno Film Festival (Open Doors), der Filmverleih trigon-film mit seinem Fokus auf das Filmschaffen außereuropäischer Regisseurinnen und Regisseure, sowie das Zürcher Theater Spektakel, das auch eine Musikschiene beherbergt. Konkrete Auswirkungen hat dies im Jazz- und Weltmusiksektor auch auf den Zürcher Club Moods, das Bee Flat in Bern, die digitale Plattform Norient und das Genfer Label Bongo Joe. Dazu kommt die Schließung des Südkulturfonds, der bislang Hunderte von Kulturprojekten unterstützt hat.
In einer gemeinsamen Presseerklärung beklagen die betroffenen Institutionen, dass die in langjähriger Arbeit aufgebauten Netzwerke ohne Vorwarnung zerstört werden und damit die konkrete Förderung von Künstlerinnen und Künstlern aus Afrika, Asien, Lateinamerika und osteuropäischen Ländern außerhalb der EU nicht mehr möglich ist, der Zugang dieser Kulturschaffenden zum Schweizer und zum europäischen Markt verbaut werde. „Die Schweiz, die sich der humanitären Tradition verpflichtet fühlt und Unterzeichnerin der UNESCO-Konvention für kulturelle Vielfalt ist, sendet mit diesem Schritt in Zeiten zunehmender Polarisierung ein besorgniserregendes Signal der Abschottung, das den wachsenden Populismus begünstigen könnte“, so die Unterzeichner. Da es keine vergleichbaren Fördermöglichkeiten an der Schnittstelle zwischen Kunst- und Kulturschaffen und Entwicklungszusammenarbeit im Land gibt, wird nun eine drastische Minderung an Vielfalt in der Schweizer Kulturlandschaft befürchtet.
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Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit