RIP: Siggi Schmidt-Joos

Schmidt-JoosIn der Nacht zum 2. Februar verstarb der Musikjournalist, Radiomoderator und Autor Siegfried „Siggi“ Schmidt-Joos im Alter von 88 Jahren in Berlin. Schmidt-Joos, geboren 1936 in Gotha, erlebte das Kriegsende als Neunjähriger. Beim Spielen mit einer Panzerfaust verlor er seine rechte Hand. Jazz hörte er zum ersten Mal im West-Radio, im Programm von „Voice of America“. Bereits in den 1950er-Jahren gründete er an der Universität Halle die „arbeitsgemeinschaft jazz halle“ und moderierte 1956 mit „Stelldichein der Synkopen“ die erste Jazz-Serie im DDR-Fernsehen, bis zu seiner Flucht in den Westen 1957. Im Anschluss studierte er Kulturwissenschaften in Frankfurt am Main und besuchte Vorlesungen der Hauptvertreter der Sozialphilosophen der Frankfurter Schule, wie zum Beispiel Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Gleichzeitig arbeitete er für das Jazzmagazin „schlagzeug“. Ab 1959 bis 1968 arbeitete Schmidt-Joos als Musikredakteur bei Radio Bremen und schrieb Beiträge über Jazz für „jazz-echo“, „Fono Forum“, „twen“, „Playboy“, „Brigitte“ und andere Zeitschriften.

Mitte der 1960er moderierte er die ARD-Nachmittagssendung „Swing-in“, bis er 1968 in die Kulturredaktion des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ wechselte, wo er bis 1978 über Popmusik und Jazz berichtete. Ab 1979 war er Redaktionsleiter beim Rundfunksender RIAS Berlin und dem Sender Freies Berlin (heute Rundfunk Berlin-Brandenburg RBB). Als Autor schrieb er neben zahlreichen Büchern auch das erfolgreiche und erstmals 1973 bei Rowohlt erschienene „Rock-Lexikon“, gemeinsam mit Benny Graves und Bernie Sigg. 2016 erschienen seine Erinnerungen „Die Stasi swingt nicht. Ein Jazzfan im Kalten Krieg.“ 2021 veröffentlichte er dann „Es muss nicht immer Free Jazz sein. Zeitlose Texte zu Musik und Politik“. Er hinterlässt seine Frau, die Autorin, Songtexterin und Moderatorin Kathrin Brigl.

Text
Maxi Broecking

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