Der weise Panda
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Beim Namen dieses Quartetts könnte man ziemlich esoterisches Geschwurbel ahnen, ein Ensemble, das sich mit weltmusikalischen Klischees berauscht und allerhöchstens smoothe Töne für Wellnessfans fabriziert. Der weise Panda jedoch hat sein Handwerk in einer Jazzschule in Köln gelernt und seinen Namen verdankt der eher schräge Klangkörper der gänzlich unverdächtigen Saxofonistin Angelika Niescier.
„Die Offene Jazz Haus Schule in Köln hat uns vier zusammengebracht, genauer gesagt Angelika Niescier. Die hat uns geraten, eine Band zu gründen, denn wir würden gut zueinanderpassen. Vier Jahre ist das jetzt her“, erzählt Maika Küster, 22, und die Jüngste im Verein. Die Sängerin tat sich also zusammen mit dem Pianisten Simon Seeberger, Yannik Tiemann am Bass und dem Schlagzeuger Jo Beyer, alle drei nur wenige Jahre älter als sie.
„Angelika hat uns gecoacht, manchmal vier Stunden am Stück, das war total geil – und die wollte keinen Penny dafür haben. Sie war immer sehr direkt, wenn sie was zu kritisieren hatte, wenn ich zum Beispiel mal doof intonierte. Irgendwann kam der Spruch auf: Jetzt kommt wieder der Ratschlag vom weisen Panda. Und das fanden wir so cool, dass wir gesagt haben, okay, wir benennen uns danach“, sagt die junge Frau, die es auch ganz cool findet, dass unter den Neuzugängen der Jazz thing Next Generation in letzter Zeit mehr Frauen anzutreffen sind.
Alle vier Mitglieder des weisen Pandas schreiben Musik für die Band, wobei auf dem Debüt „Mam“ (Double Moon/In-akustik) sieben der elf Songs von der Sängerin stammen, die auch die Bookings macht.
„Ich bin noch für einige andere Sachen zuständig, aber das hier ist auf keinen Fall ein ‚Maika Küster Quartett‘. Das will ich nicht. Dafür fühle ich mich nicht weit genug. Für ein Debüt unter meinem Namen wäre ich auch zu feige, weil ich noch viel an mir rumfeilen muss“, sinniert Frau Küster keck und befindet darüber hinaus: „Als Panda ist es sowieso viel schöner, das hat eine Spur von Rauheit, ist ungeschliffen, unfertig. Panda hat Kollektivcharme! Niemand steht im Vordergrund – und so ist auch unsere Musik.“
Die klingt allerdings in all ihren fragilen bis wilden Facetten überaus eigen und frisch und alles andere als unfertig im klassischen Sinn, hochkomplex nämlich – und strotzt nur so von dramaturgischen Überraschungen. Ein Song kann voll leiser Melancholie auftakten, die Sängerin mit gehauchten Silben einer Kunstsprache zum sanft gestrichenen Bass zärteln, und wie aus dem Nichts heraus gibt’s Radau. Alle vier Pandas rocken drauflos, der Drummer fetzt die Felle, aus dem Wortsalat schält sich ein Gedicht heraus, alles nimmt Ruhe auf und zuletzt verstummt ein feiner Zwiegesang abrupt.
„Und überlässt es dem Hörer, den Nachhall für sich zu empfinden, ja. Was man da hört, ist oft das Ergebnis tagelanger Arbeit! Jeder bringt seine Stücke mit. Die sind fertig, mit Changes, Klavierlinien und anderem. Aber dann schnitzen wir so lange daran herum, bis es unser aller Ding ist. Bis wir das Gefühl haben, den Panda-Sound gefunden zu haben. Ich kann eine Ballade schreiben, meinetwegen ganz trauriges Zeug auf einem verstimmten Klavier. Beim Panda wird etwas anderes draus, verspielt und schräg.“
Der Panda singt in verschiedenen Sprachen, Deutsch oder meistens Englisch und in einer erfundenen.
„Ich finde es schwieriger, in der Muttersprache zu arbeiten, denn das ist so direkt. Die Fremdsprache hilft einem ein bisschen beim Verstecken; ich versuche mit Bildern zu spielen, die nie eindeutig sind, wo selbst traurige Elemente etwas Schräges haben können“, sagt Maika.
Dass sie auch oft mit Silben ohne einen Wortsinn singt, hat den Vorteil, dass sie sich keine Texte merken muss, lacht sie. Scherz beiseite:
„Ich habe schon als Kind gesungen, ohne Texte zu verwenden. Mir hat der Klang der Stimme gereicht. Viel später habe ich entdeckt, dass es so etwas wie Scat gibt. Das war toll. Man kann als Sänger Musik spielen, ohne einen Text zu brauchen! ‚One Note Samba‘ von Ella war das.“
Maika Küster schwärmt von Ella Fitzgerald oder Billie Holiday, doch ihre Art zu singen basiert nicht nur auf jazzigen Traditionen. So wie ihre breiten musikalischen Interessen: Sie nennt Bands wie The Clash oder The Cure als Inspirationen, findet bei Devendra Banhart „ganz feine Sachen“ und
„… ich mag auch Bands wie Deep Purple. Das kannste keinem Jazzer erzählen, aber es gibt Stücke von denen, die flashen mich total. Ich habe auch einen Song geschrieben, bei dem ich an Jefferson Airplane dachte. Beim Panda rockte es dann natürlich ganz anders.“
Klar, dass hinter solchen Einflüssen das Elternhaus steht: Papas Plattensammlung inklusive Jethro Tull – weshalb irgendwann auch mal eine Querflöte auf dem Programm stand – und die tatkräftige Unterstützung der Mutter haben Maika geholfen, dahin zu kommen, wo sie jetzt ist. Deshalb heißt das Album auch „Mam“.
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