Fabian Schöne Quartett
Frische Brise, klare Kante
Für den Fototermin zum Cover seines Albums hat Fabian Schöne sich nicht etwa auf die Reise in die alte Heimat nach Flensburg begeben, denn das Hafenmodell liegt ja praktisch um die Ecke – in Mannheim.
Hier nämlich betreibt der Saxofonist seit Jahren seine Basis, hier hat er für seinen Bachelor studiert und hier in der Gegend sind die Bands zu Hause, in denen er spielt.
Für die letzte Scheibe der Latinjazzer The Windwalkers hat er die meisten Kompositionen geschrieben, doch seit einiger Zeit leitet er auch seine eigene Band, das Fabian Schöne Quartett. Im Frühjahr 2016 waren die ersten Konzerte, ein Jahr später ging es ins Studio, im letzten Herbst wurde gemastert. Jetzt kommt die Platte. Ziemlich flott.
Mit dem Pianisten László Szitkó spielt Schöne bereits viel länger zusammen, beide sind bei den Windwalkers; auch Friedrich Betz am Bass ist ein alter Kumpel, unter anderen von der Kicks’N Sticks Big Band.
„Man läuft sich hier in Mannheim ja immer irgendwo über den Weg“, sagt Fabian Schöne. Dabei ist er auch vor nicht ganz so langer Zeit auf den Schlagzeuger Tobias Frohnhöfer getroffen. Er ist seit Anfang 2017 dabei, „steckt voller Energie und Kraft und bringt immer viel Zeug mit – man weiß gar nicht, was er so alles benutzt.“
Die musikalische Bandbreite des Debüts reicht vom ungestümen Druck boppiger Töne über lyrisch Balladeskes und geschmeidige Raffinesse hin zu harten, funky rockenden Beats mit reichlich Platz für Improvisationen der Akteure und überraschende Wendungen im Groove-Gefüge.
„Ich hatte nicht vor, das Album nach einem bestimmten musikalischen Konzept zu stricken“, erklärt Schöne. „Im Prinzip sind die Stücke ein Kollektiv dessen, was mir gefällt, was ich im Lauf der Jahre so zusammengetragen habe an eigenem Material. Mit dabei ist ‚Insomnia‘, mein ältestes Stück, das während des Bachelorstudiums entstand. Einiges habe ich natürlich erst direkt für die CD-Produktion geschrieben.“
Als einzige Coverinterpretation hat der Saxofonist den Klassiker „If I Should Loose You“ übernommen und aus der alten Ballade eine forsche Uptempo-Geschichte gedeichselt, bei der die Post abgeht. Hier wie bei zwei anderen Tracks ist als Gast der Trompeter Axel Schlosser zu hören, dessen Strahlkraft den kraftvollen Sound von Schönes Altsaxofon zusätzlich befeuert. Eine eigenständige Version, die auch neben einer Vorlage wie der von Art Pepper und Chet Baker nicht verblasst.
„Das Schöne am ersten eigenen Album ist, dass man die Musik machen kann, die man rundherum mag, die man schon immer spielen wollte. Dass man frei denken kann beim Schreiben und beim Spielen – und dass der Weg in alle Richtungen offen ist. Das freie Spiel fand ich am Jazz schon als Schüler toll, das hat mir schon damals imponiert, und dass man so viele Möglichkeiten hat, zu klingen. Dieses Selbstständige hat mich fasziniert. Im Prinzip sage ich das ja auch mit dem Titel meines Albums.“ Der heißt „Cast Off – Leinen Los“ (Double Moon/in-akustik). „Das bedeutet, den Hafen zu verlassen, und es hat was von Aufbruchstimmung. Ich finde, das kann man wirklich gut zum Debüt sagen.“
Erst recht, wenn da auch noch das Drumherum passt, das Fabian Schöne augenzwinkernd um die Titel seiner Kompositionen herum gestrickt hat. Das Material dafür entstammt der Folklore seiner alten Heimat. Zur Musik ist er über den Großvater gekommen, der dem Enkel auf Mundharmonika und Banjo Lieder gesungen hat, oben irgendwo bei Flensburg. Dann hat er auch mal in einem Feuerwehrzug gespielt, später kam eine Bigband mit dem schönen Namen Jazz Coast Orchestra.
„So isses. Meine Wurzeln liegen an der Küste. Daher haben manche meiner Titel auch was damit zu tun“, lacht Schöne. Warum auch nicht? Also vernehmen wir bei einem Track den „Hiking Viking“, der sich mit einem kleinen Trommelrhythmus ankündigt.
„Wie bei all diesen Wikingern, die ja immer auf Achse sind. Ich wollte das bei diesem einen Stück ein bisschen reinfärben. Wie bei all diesen Filmen, wo die Wikinger kommen. Immer gibt’s da Trommeln.“
Zum Auftakt des Albums weht die Piratenfahne, die „Black Flag“, aber weder hier noch anderswo erklingt auch nur ein klabautermannhafter Hauch finsterer Folklore. Fragt sich nur, was der Titel „Skildpadden“ bedeuten mag.
„Das ist Dänisch und bedeutet Schildkröte. Die Gegend, wo ich herkomme, hat mal zu Dänemark gehört. Ich habe in der Schule Dänisch als Unterrichtsfach gehabt. Und außerdem mag ich Schildkröten.“
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