Just Another Foundry
Offene Runde
Ein Trio mit Saxofon, Bass, Schlagzeug. Sonny Rollins gilt als Pionier dieser Besetzung, Ornette Coleman und Albert Ayler reizten die Offenheit ihrer Instrumentierung aus. Unter jungen Jazzern genießt eine derartige Formation jedoch eher Seltenheitswert, denn mit Just Another Foundry erlebt die Jazz thing Next Generation nach 65 Veröffentlichungen eine Premiere. Und die kann sich hören lassen, wie nicht nur die Preise belegen, welche die Band innerhalb kurzer Zeit gewonnen hat.
Das Interview mit einer Band gestaltet sich üblicherweise in Form eines Gesprächs mit dem Vertreter der Gruppe, meistens dem Bandleader. Doch dann gibt es ja auch diese Ausnahmen, wo es keinen Chef gibt und auch niemanden, der für die anderen reden will. Just Another Foundry ist so eine Rarität: „Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass wir dieses Interview zu unserem Debüt gemeinsam machen, zu dritt“, sagt Florian Herzog. Er spielt den Kontrabass bei Just Another Foundry. „Wir sind ein Kollektivprojekt, wir entscheiden alles zusammen.“ Und deshalb sitzt neben ihm in der Skypekonferenz der Saxofonist Jonas Engel. Zugeschaltet ist auch Schlagzeuger Anthony Greminger, mit 22 der jüngste Mann im Team. Die Musiker haben sich während des Studiums in Köln kennengelernt und vor drei Jahren das Trio gegründet.
„Als wir uns das erste Mal trafen, hatte jeder ein Stück dabei. Wir haben von Anfang an gemeinsam überlegt, wo es langgehen kann; im Lauf der Zeit ist immer wie-der was dazugekommen, andere Sachen sind wieder in der Mappe verschwunden, die Stücke haben sich verändert, aber wir sehen das alles als einen Prozess, an dem wir alle drei gleichermaßen beteiligt sind“, ergänzt Engel.
In diesem Format zu spielen, ganz ohne Harmonieinstrument, das sieht die Band als eine besondere Herausforderung und wertet es zugleich auch als stilbildend für ihre Musik.
„Die Besetzung Saxofon, Bass, Schlagzeug lädt ja schon dazu ein, vieles offener und freier anzugehen, als man es in anderen Formaten vielleicht gewohnt ist. Weil sie so viel Raum bietet für alle Beteiligten“, befindet Anthony Greminger, der seinen perkussiven Apparat um einige zusätzliche Klangvarianten erweitert hat. „Natürlich bediene ich bestimmte Sachen in der Band mit der klassischen Funktion des Schlagzeugs – Timing, Rhythmus, den Solisten gut rausbringen, also alles die grundlegenden Dinge –, aber bei uns gibt es immer wieder den Rollentausch, man verzahnt sich, löst einander ab, übernimmt andere Funktionen. Die Stücke verändern sich fortwährend im Zusammenspiel.“
Wer da was im Ausgangspunkt komponiert hat, tritt dabei in den Hintergrund, wird unwichtig. Wieso dennoch die Autoren der Stücke auf ihrem Debütalbum erwähnt sind?
„Weil wir vom Label gefragt wurden.“ Florian Herzog geht ins Detail: „Man schreibt zu Hause was zusammen, halbfertig, alleine, trifft sich anschließend mit den Jungs zum Spielen, es wird ausprobiert. Dann gehe ich damit wieder weg, bastel daran. Immer wieder verändert sich das Stück. Ständig entwickeln sich unsere Sachen fort.“
Anthony Greminger und Jonas Engel sehen das natürlich genauso. Und einig sind die drei sich auch in der Einordnung ihres ersten Albums:
„Damit ist natürlich ein Moment von uns festgehalten, eine Version sozusagen. Da ist unsere Musik so passiert, wie sie zu hören ist. Das ist gut so, aber es ist auch gut, wenn wir heute anders spielen und morgen wieder anders.“
Ihre Offenheit gegenüber Harmonie und Rhythmus, ihr souveränes Spiel mit melodischer Finesse und rustikaler Brachialität gleichermaßen haben der Band bereits einige Preise eingebracht; zuletzt bei den Maastricht Jazz Awards im vergangenen Oktober in der Kategorie der „Professional Musicians“, davor haben sie in Avignon den „Tremplin Jazz Award“ geholt, sie wurden Zweiter beim Jungen Münchner Jazzpreis und gewannen 2015 den Jungen Deutschen Jazzpreis Osnabrück.
Die Kölner Musiker haben ihr Album „Bouwer“ (Double Moon/in-akustik) betitelt und auch das Cover dafür ausgesucht: ein altes Bild mit drei Frauen, die auf einem Strandsegelmobil mit Steuermann unterwegs sind. Bodenhaftung und Verwurzeltheit auf der einen Seite, Unterwegssein und Veränderung auf der anderen sind in Titel und Bild symbolisiert. Nachvollziehbar. Doch was hat es mit dem Bandnamen auf sich? Just Another Foundry, einfach nur eine andere Gießerei, eine Eisenhütte, eine Manufaktur? Es ist ein ironisches Spiel mit einer ideellen Antipode. Diese Band lässt sich nicht in eine fixe Form pressen. Lassen wir es dabei: Den Rest erzählt Niels Klein, ein Mentor des Trios, im Textheft von „Bouwer“.
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