Lariza

Vom Funken zum Feuer

Ungewöhnliche Klänge stehen bei der Musik von Lariza im Mittelpunkt. Das Kölner Quintett ­verschränkt ­akustische Instrumente mit elektronischen Klängen und kreiert so auf seinem ­Debütalbum „Weave“ (Double Moon/Bertus) eine verwunschene Welt, die darauf wartet, vom Publikum wachgeküsst zu werden.

Lariza – Weave (Cover)

Unkonventionelle Songtitel wie „Gaia“, „Junonia“ oder „Oryx“ machen schon auf den ersten Blick klar, dass Lariza keine Musik nach Schema F im Programm haben. Bandleaderin und Sängerin Lena-Larissa Senge, die außerdem den Synthesizer bedient, ist für den Großteil der zehn Kompositionen verantwortlich.

„Ich möchte eine Idee, die mir im Kopf herumspukt, zu Klang machen“, beschreibt sie ihren Anspruch. „Meis­tens kommen diese Songideen ganz unvermittelt. Ich muss sie eigentlich nur ausarbeiten und zusammen mit der Band gestalten. So wird aus einem kleinen Funken ein großes Feuer. Vor allem möchten wir unsere Musik aber mit anderen Menschen teilen, sie soll nicht nur für uns sein.“

„Wir möchten die Menschen auf eine Reise mitnehmen. Bei uns löst die Musik Empfindungen und Interpretationen aus, und genau das möchten wir auch bei unserem Publikum erreichen.“

„Die Menschen sollen sich durchaus ihren eigenen Reim darauf machen, da möchten wir gar nichts vorgeben. In meinen Kompositionen lasse ich deshalb gerne viel Raum für Fantasie. Wir hören auch immer ganz unterschiedliche Interpretationen aus unserem Publikum.“

Lariza (Foto: Simon Braun)

Gegründet wurden Lariza vor sechs Jahren in Osnabrück. Mittlerweile ist die Band in Köln ansässig, und nach einigen Umbesetzungen bestehen Lariza jetzt aus dem Saxofonisten Lorenz Schönle, der Gitarristin Raissa Mehner, dem Bassisten Darius Faryar und dem Schlagzeuger Lukas Schwegmann. Neben dem Saxofon ist Schönle außerdem am EWI, dem Electronic Wind Instrument, zu hören.

„Dass ich mich näher mit dem EWI beschäftigt habe, ist eigentlich Corona zu verdanken“, erzählt der Saxofonist. „Ich dachte mir, dass man damit doch auch coole Sachen machen kann. Die Zeit dafür hatte ich ja. Man braucht viel weniger Luft, und es gibt auch keine Klappen, die man herunterdrückt. Im Prinzip ähnelt es eher der Blockflöte. Man hat ganz andere Möglichkeiten, den Klang zu gestalten und der mischt sich ganz anders mit dem Synthesizer oder mit der Gitarre.“

Auch Raissa Mehner ist eine Meisterin darin, ihr musikalisches Universum in alle möglichen Richtungen auszudehnen.

„Ich habe mich schon immer viel mit Effektpedalen beschäftigt, und das wurde in dieser Band offen angenommen“, zeigt sich die Gitarristin begeistert. „Ich habe gemerkt, dass ich alles, was mir einfällt, vorschlagen kann. Oft benutze ich die Gitarre gar nicht mehr als Harmonieinstrument, sondern das Saxofon spielt die begleitenden Muster oder der Bass die Akkorde. Dadurch habe ich unendliche Möglichkeiten dazugewonnen.“

Dabei setzen Lariza die erweiterten Klangmöglichkeiten durch das elektronische Instrumentarium – Schwegmann etwa ist auch an den E-Drums zu hören – immer songdienlich ein. Die Songs mit ihren organischen Grooves wirken dadurch natürlich und folgerichtig, die Experimentierfreude wird in geschmeidige Bahnen gelenkt.

„Alle elektronischen Instrumente, die bei uns eingesetzt werden, dienen der Erweiterung der Soundpalette“, betont Senge. „Es geht darum, Klangmalerei zu betreiben, und dabei haben alle Instrumente verschiedene Rollen. Durch die Kombination aus akustischen und elektronischen Instrumenten entstehen immer neue Klangkonstellationen. Das ist für uns eine große Spielwiese geworden, die noch komplexere Verwebungen von Klängen zulässt. Dadurch entsteht auch ganz neues Material.“

Lena-Larissa Senge, die schon als Kind – beide Eltern spielen Gitarre – mit Bossa nova, Latinmusik und modernem Jazz beschallt wurde, hat früh mit dem Singen begonnen, sich aber zunächst für Pop, Rock und Soul begeistert. Erst in der späten Teenagerzeit führte sie ihr Weg in Richtung Jazz, und sie hat ein entsprechendes Studium in Osnabrück aufgenommen. Ihre klare Stimme setzt sie auf ­“Weave“ unterschiedlich ein, von Rezitation über Gesang ohne Worte bis zu süffiger Melodieführung ist alles dabei. Ihre englischen Texte lassen dabei vieles im Ungefähren.

„Die Texte stehen bei mir nicht an erster Stelle“, sagt Senge. „Es geht mir zuerst um Melodie, Rhythmus, Harmonie und Ausdruck – der Text kommt erst ganz am Schluss. Ich bleibe auch gerne abstrakt in meinen Texten und schreibe bevorzugt in Assoziationsketten. Dadurch lasse ich Raum für Interpretation.“

Booking MaWeMarketing | Martina Weinmar

Website www.larizamusic.com

Text
Rolf Thomas
Foto
Simon Braun

Veröffentlicht am unter 142, Heft, Next Generation

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