Metromara
Bunte Mischung
Mara Minjoli hat ihre Band in Amsterdam gegründet, die Mitglieder kommen aus Luxemburg, Neuseeland und Deutschland. Mara Minjoli ist die Chefin. Und weil das so ist und das Sextett in einer Metropole aus der Taufe gehoben wurde, heißt es Metromara.
Selbstbewusst ist auch der Titel des Albumdebüts der Sängerin und Songschreiberin: „Self-Portrait In Twelve Colors”.
„Ich mag ganz unterschiedliche Musik und habe da auch überhaupt keine Scheuklappen“, sagt Mara Minjoli. „Ich höre klassischen Jazz und modernen R&B, ich mag HipHop und Soul, Funk und Elektrosachen. Es gibt so viel tolle Musik, die mich inspiriert.“
Deshalb fällt es der 29-jährigen Sängerin auch so schwer, ihre eigene Musik zu charakterisieren.
„Da ist von vielem, was mich begeistert, natürlich etwas drin, vom modernen Jazz bis hin zu Pop-Einflüssen. Weil das so ist, habe ich auch das Album so genannt. Viele verschiedene Facetten von mir, ‚Self-Portrait In Twelve Colors‘.“
Der Titel dürfte manchem Fan von Charles Mingus bekannt vorkommen, und in der Tat zählt der Bassist neben Stevie Wonder, Joni Mitchell, Erykah Badu, Lauryn Hill oder Carmen McRae und vielen anderen zu den zahlreichen Einflüssen, die Mara Minjoli zitiert.
Die Sängerin ist in Bochum geboren und aufgewachsen, nebenan in Herne noch während der Schulzeit in einen Gospelchor gegangen, später hat Mara Minjoli dort Kindergruppen geleitet. Nach dem Jazzgesangstudium in Essen hat sie in Amsterdam ihren Master gemacht und dort die Musiker gefunden, mit denen sie ihre Band aufgebaut hat. Im Dezember letzten Jahres ist Mara mit dem Sextett zum ersten Mal ins Studio gegangen, eine Crowdfunding-Aktion hatte das Geld dafür eingefahren.
„Self Portrait In Twelve Colors“ (Double Moon/in-akustik) beginnt mit einem Song, dessen eingängige Struktur sich im weiteren Verlauf immer mehr zum komplexen Bandereignis formt, wobei die Stimme der Sängerin sich von den warmen Tönen aus der Posaune ihres Bandkollegen Oliver Emmitt umwerben lässt – ein auffälliges Merkmal in der Sound-Landschaft von Metromara. Das Zusammenspiel wirkt intuitiv, souverän und natürlich.
„Das muss damit zu tun haben, dass wir ganz ähnliche Vorstellungen vom Klangbild haben. Oliver hat viel Erfahrung im R&B und Pop – und außerdem kann er singen. Das ist bestimmt hilfreich. Ich fühle mich als Sängerin mit Posaune wohl, viel wohler als etwa mit einer Trompete“, findet Mara Minjoli.
Neben dem Neuseeländer spielen drei Musiker aus Luxemburg bei Metromara. Pol Belardi am Bass und Drummer Pit Dahm bilden die Basis für die Keyboards von Jerôme Klein und Constantin Krahmer, der aus Köln stammt. Bei ihren Konzerten hat jeder in der Band seinen Platz für die Realisierung des Songmaterials der Bandchefin, jeder hat seinen Raum für improvisatorische Freiheiten.
Für das erste große Album – Metromara hatte 2014 eine kleine EP veröffentlicht – wollte Mara Minjoli die Möglichkeiten des Studios ausgiebig nutzen, mit diversen Sounds, Effekten und Overdubs experimentieren.
„Unser Toningenieur machte uns Vorschläge, die wir spannend fanden. Auch deshalb, weil diese Prozesse im Studio einen inspirieren, live anders an die Musik heranzugehen. Ich hatte große Lust auf Chöre, mehrstimmige Gesangsharmonien wie im R&B. Da konnte ich natürlich meine Erfahrungen im Gospelchor einbringen und meinen Liedern neue Perspektiven geben.“
Die junge Sängerin hat alle Songs des Albums geschrieben, einen hat Bassist Pol Belardi beigesteuert. Für das R&B-getränkte „I’ll Rise“ verwendete sie Texte aus einem Gedicht der Bürgerrechtlerin Maya Angelou:
„Es geht um Stärke in einem selbst, darum, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Dass man durchzieht, was einem wichtig ist.“
Für die Musik des lasziv bluesgefärbten „Beauty Slave“, das andere Facetten von Selbstbewusstsein bebildert, habe sie sich ganz bewusst von Mingus beeinflussen lassen, erzählt Mara Minjoli. Die Texte ihrer Songs wie das von den Kehrseiten der Liebe handelnde „Flipside“ oder das gläserne „Nightrider“, welches die Flucht ins Dunkle thematisiert, hat sie im Booklet des abwechslungsreichen Albums abdrucken lassen.
„Nightrider“, das mit knapp acht Minuten zu den längeren Stücken des Albums zählt, enthält neben einer längeren Improvisation des Posaunisten auch größere Freiräume für die Tasteninstrumente, „aber auch bei den Soli geht es immer um die Stimmung der Songinhalte“, erklärt Minjoli. Auf halber Strecke im Album ändert sich die Klanglandschaft plötzlich und statt liedhafter Motive entsteht ein düsteres Bild, eine Soundcollage mit Sci-Fi-Atmosphäre, es ist das Intro zu einer Umkehrung der Geschichte vom Froschkönig, die in einem Mix aus HipHop-Attitüde, Noise, Jazz und Spoken Word erzählt wird.
„Das kennt doch jeder: Da triffst du jemanden und bist hin und weg – und dann entpuppt sich der tolle Märchenprinz als totale Fehlbesetzung. Die Geschichte habe ich dann in meinem Song so richtig überzogen: Ich hab noch nie jemandem die Zunge mit dem Schwert durchgeschnitten“, versichert sie lachend.
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