The BIG Jazz thing

Lauter runde Zahlen

Das 20-jährige Jubiläum von Jazz thing wurde in der 100. Ausgabe ordentlich gefeiert, die CD-Reihe „Jazz thing Next Generation“ kommt ins zehnte Jahr, während das Label Double Moon Records, wo die CDs erscheinen, 15 Jahre jung wird. Und nun kommt Album Nummer 50: Wie begießt man das? Mit einer All Star Band, deren Mitglieder alle mal in der JTNG-Reihe angefangen haben und deren Namen inzwischen längst einen ausgezeichneten Ruf genießen.

The BIG Jazz thing – A Next Generation Celebration (Cover)„Wir haben uns schon früh im letzten Jahr zusammengesetzt und überlegt: Was machen wir zum Jubiläum unserer Reihe? Die Idee einer Band mit lauter ehemaligen Debütanten der JTNG-Reihe war da recht schnell geboren. Mit der Ausführung war es allerdings nicht so einfach, aber im Oktober 2012 wussten wir, wer alles mitmacht bei The BIG Jazz thing“, sagt Volker Dueck. Mit Jazz-thing-Chef Axel Stinshoff stöberte der Labelboss von Double Moon Records im Archiv:

„Wir sind alle CDs durchgegangen, nach Instrumenten natürlich, aber auch nach Stilen und wie die Exponenten auf uns wirkten. Und natürlich auch nach deren Verfügbarkeit. Wir wollten die Band nicht nur für eine Studioaufnahme zusammenstellen, sondern sie auf Tour quer durch Deutschland bringen. Deshalb legten wir für alle Fälle auch Plan B und C fest. Die Leute mussten ja für einen bestimmten Zeitraum im Lande sein und freie Termine haben. Dann haben wir Mails rausgeschickt.“

Lauter positive Reaktionen kamen auf die Anfrage. Auch Charlotte Greve wäre gerne dabei gewesen, aber die Saxofonistin hatte für längere Zeit in New York zu tun. Aus München, Berlin, Hamburg, Leipzig, Köln und anderswo liefen die Zusagen ein: die Rhythmusgruppe mit Tim Allhoff (p), Andreas Kurz (b) und Bastian Jütte (d), bereits im Trio aufeinander eingeschworen und mit gleich zwei ECHO-Preisträgern geadelt. „Spielte aber keine Rolle“, so Dueck. „Bastian hat den ECHO eh erst in diesem Jahr bekommen. Was natürlich von Vorteil ist, ist die Tatsache, dass die drei sich schon seit Jahren kennen.“ Mit Tobias Meinhart, Klaus Heidenreich, Evgeny Ring und Frederik Köster hatte man bald eine schlagfertige Bläsertruppe zusammen und Gitarrist Max Frankl sollte für harmonische wie solistische Verstärkung sorgen, Stefan Schultze arrangierte die Kompositionen der Bandmitglieder für das Oktett.

„So was wie Casting Bands – in Anführungszeichen – gibt’s ja immer wieder, auch im Jazz, vor allem bei Festivals. Man fragt sich zuweilen, ob eine bestimmte Konstellation sinnvoll ist. In diesem Fall habe ich nicht lange überlegt“, sagt Frederik Köster. „Zum einen: Meine erste CD war in der JTNG-Reihe herausgekommen; das hat mir seit damals viel beschert. Zweitens kannte ich ein paar der Jungs schon, andere nicht. Also ’ne feine Sache: Man trifft alte Bekannte wieder und lernt neue kennen. Und außerdem hat man Arbeit und man kann spielen!“

Das erste Treffen im Kölner Loft war natürlich ungewohnt. „Da standen wir also mit unseren Noten unterm Arm und keiner war da, der sagte, wo es langgeht. Volker war erst mal nicht anwesend, Stefan auch nicht. Es gab keinen Chef, der die Ansage macht. Wir mussten einen Weg finden. Es hat ein paar Momente gedauert, aber dann ging es los“, erzählt Köster, der eine Geheimwaffe dabeihatte, wie einige seiner Kollegen später verraten haben. „Freds Sauerländer Honigschnaps aus dem Flachmann war toll“, erinnert Tim Allhoff sich und Andreas Kurz erwähnt süffisant, dass die Band sich „ansatzweise von ihren ‚Honigseiten‘ kennenlernte“, außerdem hätten Bier und Wein schön „geperlt“ – Letzteres sei ein O-Ton von Köster, behaupten die beiden Bayern Allhoff und Kurz.

Dueck betont natürlich, wie diszipliniert dieser Musikerhaufen ans Werk ging.

„Die hatten ihren jeweiligen Part bereits allesamt drauf. Wir mussten nichts mehr einüben. Wir mussten nichts schneiden, keine Overdubs machen. Hier und da machten wir einen weiteren Take von einem Stück, etwa um das Pianosolo noch etwas länger zu bekommen oder eine andere Atmosphäre zu erzielen.“

Positiv fanden alle Musiker natürlich die Tatsache, dass sie zwischen den Studiotagen einen gemeinsamen ersten Liveauftritt im Loft hinlegen konnten. Fraktionsbildungen gab es allerdings auch, jedoch nicht in musikalischer Hinsicht: „Die ganzen Bayern und der Rest“, lacht Köster. „Wegen Fußball! Der Klaus (Nordlicht mit Kölner Hintergrund, d. Aut.) ist Bayernfan und gleich zu den Münchnern übergelaufen. Ich bin ja aus dem Sauerland und da ist man für den BVB oder Schalke.“ Allhoff weiß noch: „Ich fand das Bayernspiel in einer richtig fiesen Kneipe, wo noch geraucht wird, unvergesslich.“ Und ergänzt kokett: „An die Aufnahme selbst kann ich mich leider nicht so gut erinnern.“

Text
Uli Lemke
Foto
Boris Breuer

Veröffentlicht am unter 101, Heft, Next Generation

jazzfuel

1 Kommentar zu „The BIG Jazz thing – A Next Generation Celebration. Lauter runde Zahlen“

  1. Liebe Jazzfreunde!

    ‚The Big Jazz Thing‘ ist am 21. März 2014 zu Gast bei den 16. Emsdettener Jazztagen! Alle weiteren Infos zu unserem Festival unter http://www.emskult-goes-jazz.de

    Der Vorverkauf hat bereits begonnen!

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