Aaron Goldberg
The Now
(Sunnyside/Harmonia Mundi)
So etwas gab es schon länger nicht mehr. Auf der einen Seite ist Aaron Goldberg der einst sehr strapazierten, im vergangenen Jahrzehnt aber immer seltener bemühten Ästhetik von Bill Evans ungemein nahe. Seine Linien tauchen in atmende Phrasierungen ein, die linke Hand setzt karge, harmonisch pointierte Akzente, das Zusammenspiel mit der versunken lyrisch agierenden rechten folgt einer somnambulen Balance, der Anschlag ist samten und kraftvoll zugleich. Faszinierend. Andererseits ist er natürlich Aaron Goldberg, swingboppend amerikanisch und berauschend präsent, selbst in der Vermittlung durch den Tonträger. Nun helfen ihm mit Reuben Rodgers und Eric Harland, als Gast bei einem Track außerdem Kurt Rosenwinkel, zwei komplementäre Kollegen, mit viel Empathie diese Stufe der frei fließenden, reflektierenden Modernität zu erreichen. Trotzdem ist es aber vor allem Goldberg, der „The Now“ zu einem Trio-Album der alten Schule werden lässt, dem es an nichts fehlt, um das neue Jazz-Jahr bereits mit einer Wegmarke der Intensität zu eröffnen.