Abdullah Ibrahim
Solotude
(Gearbox/Bertus)
Es gab Jahre, da blickte Abdullah Ibrahim finster, wenn man ihn traf. Er, der einst von Südafrika auszog, geflüchtet vor der rassistischen Enge des Kolonialismus, in Länder der Erben, die es besser machen wollten. Es gab Jahre, als ein Teil des Spuks vorbei war, da reiste er zurück in die Heimat, eröffnete Bildungszentren und versuchte der Jugend etwas zu geben, das er selbst nur mühsam bekommen hatte. Inzwischen lebt Ibrahim im Chiemgau, genießt es, an seinem Fazioli nur noch zu spielen, was ihm behagt. Manchmal kommt er bis nach Söllhuben, ins Hotel Hirzinger, setzt sich dort an den Flügel und lässt ein paar Fans im kleinen Kreis zuhören. Es geht nicht mehr darum, Saiten, wie der Mythos meinte, mit seinem Anschlag reißen, sondern den Geist durch eine Welt der Gelassenheit schweifen zu lassen. „Solotude“ ist eine Suite in 20 kleinen Kapiteln, motivisch locker geklammert, noch immer typisch verwurzelt im kontemplativen Kirchenton seiner Jugendjahre. Ibrahim blickt nicht mehr finster, die Wut ist verraucht und der Gelassenheit gewichen. So klingt die Musik eines Mannes, der für sich mit der Welt Frieden geschlossen hat.