Aki Rissanen
Divided Horizon
(Edition/Membran)
Klingt Musik, die während des Lockdowns entstanden ist, tatsächlich anders? Vielleicht sollte man sich von dem Gedanken lösen, dass die Protagonisten in solchen Fällen nur immer Ventile für Verzweiflung, Trauer, Wut oder Resignation suchen. Gerade bei Pianisten, die einsam und alleine zu Hause saßen, wird diese Interpretation nur allzu gerne herangezogen. Dabei gilt der finnische Tasten-Wühler Aki Rissanen als ausgemachter Spezialist für Solo-Recitals. „Divided Horizon“ ist bereits sein dritter pianistischer Alleingang und eher zufällig im Laufe des Sommers 2020 entstanden. Darauf offeriert der 41-Jährige zwei Suiten („As Above“ und „So Below“) mit insgesamt 13 Stücken, die natürlich auch – wie bei Skandinaviern in der Genetik verankert – melancholische Facetten besitzen. Unabhängig davon öffnet Rissanen eine bunte Schatztruhe voller labyrinthischer melodischer Wendungen und vertrackter Rhythmen. Und er deutet seine Vorbilder Chick Corea und Johann Sebastian Bach in „My Finnish Heart“ sowie „Prelude Oblique“ mit Witz und Selbstbewusstsein weiter. Dabei öffnet sich ein weiter Horizont, hinter den es sich allemal zu blicken lohnt.