Alice Francis
St. James Ballroom
(Boutique/Universal)
Vorhang auf für Alice Francis! Die Kölner Musikerin rumänisch-tansanischer Abstammung ist unüberhörbar ein Kind der HipHop-Generation. Dennoch erfasst sie die Begeisterung der alten Modetänze wie Charleston sehr gut. Vielleicht weil es am Ende doch nur um das eine geht: Party! Das weiß auch das Team hinter Francis. Der stadtbekannte Kölner Produzent und Singer/Songwriter Martin Gruca alias Goldielocks und die in der HipHop-Szene der Domstadt notorischen Johann und Robert Niegl schneidern ihrer exaltierten Frontfrau ein sexy Kostüm aus feinstem Big-Band-Sound und heißem Gypsy-Swing, besetzt mit Perlen aus Pop, HipHop und Electro, in dem sich die vielseitige Vokalakrobatin perfekt zu bewegen weiß. Mal fordert sie lasziv, im nächsten Moment schnurrt sie unschuldig wie ein Kätzchen, scattet oder rappt aggressiv. Hörbar vergnügt spielt sie mit Klischees. Schwarzweiße Nachtclub- und von Maschinenpistolen geschwängerte Hinterhofszenen der Prohibitionszeit treffen auf bekannte Motive der Hochphase des Gangster-Rap. Titelsong und erste Single-Auskopplung „Shoot Him Down“ klingen wie eine Zeitreise in einen Music-Shack der 1920er, Songs wie „Sista“ und „Get A Wiggle On“ atmen aktuellen R&B. „Neo-Charleston“ nennt sich diese Mixtur aus alt und neu. Auf jeden Fall macht „St. James Ballroom“ den anstehenden Herbst schon jetzt bunter. Fehlt eigentlich nur noch das Bananenröckchen.