Aliéksey Vianna Quartet
Ancient Myths
(TCB/Bertus)
Wer denkt, brasilianische Musiker könnten sich nur im Samba- oder Bossa-Rhythmus durch Studios und über Bühnen bewegen, dem liefert der Gitarrist Aliéksey Vianna einmal mehr den Gegenbeweis. Sein Quartett mit dem Klarinettisten Gabriele Mirabassi, dem Bassisten Stephan Kurmann und Drummer/Vibrafonist Jorge Rossy mag so gar nicht in Richtung Klischeefalle tappen, auch nicht in die des reinen Jazz. Vianna wählt stattdessen für „Ancient Myths“ bewusst unorthodoxes Material mit einer komponierten Basis und einem frei zu improvisierenden Teil, den Mirabassi, Kurmann und Rossy häufig in der Sprache der zeitgenössischen Klassik durchmessen. Ausgerechnet in Brasilien gibt es dafür exzellente Vorbilder, allesamt Pioniere für eine Generation, die nicht mehr das Trennende, sondern das Verbindende in den Mittelpunkt rückt: Egberto Gismonti („Memória E Faso“) oder Hermeto Pascoal, dem der Gitarrist den Opener „Champ“ widmet. Auch Ralph Towner („Acis And Galatea“, „From A Dream“) sowie Lyle Mays/Pat Metheny („Au Lait“) standen für diese fein strukturierte, melancholische, poetische, durchaus richtungsweisende Musik Pate.