Ambrose Akinmusire
A Rift In Decorum: Live At The Village Vanguard
(Blue Note/Universal)
Ambrose Akinmusire ist der Hoffnungsträger. Einer, der gerade deswegen anders ist, weil er nichts davon hält, sich als Innovator vor den Karren spannen zu lassen. Auf seinem Live-Album aus dem New Yorker Village Vanguard verwendet der Sohn nigerianischer Eltern bewusst Ingredienzien, die modernen Trends zuwiderlaufen. Der Trompeter spielt mit seiner Crew um Pianist Sam Harris, Bassist Harish Raghavan und Drummer Justin Brown akustisch, chargiert zwischen Postbop und Free, ähnlich wie die Protagonisten des „New Thing“ Ende der 1970er-Jahre, und doch mit einer eigenen, spröden, hochemotionalen Klangsprache. Er präsentiert sich als Gegenentwurf zu all den Highnote-Blowern und Strahlemännern des Genres. Trotz der technischen Vollkommenheit des 34-Jährigen grummelt und gründelt es heftig, seine Stöße wirken dunkel, bedrohlich, melancholisch, mitunter auch fragil. Songs wie das verträumt-wuselige „Taymoor’s World“ oder das unterschwellig aggressive „Withered Umteyo“ verfügen über magische Kräfte. Sie hinterlassen Fragen und wecken Hoffnungen: auf das, was Akinmusire in Zukunft an Überraschungen zu bieten hat.