Ambrose Akinmusire
Beauty Is Enough
(Origami Harvest/origamiharvest.bandcamp.com)
Um in der Jazzgeschichte Soloalben auf der Trompete abzuzählen, noch dazu ohne technische Effekte und Post-Production, braucht es wahrscheinlich nicht einmal eine Hand. Lester Bowie hat es sich getraut, Wadada Leo Smith auch. Ambrose Akinmusire geht nun ebenfalls das Risiko ein. In der berühmten Pariser Kirche Saint-Eustache nahm er 16 kurze Stücke auf. Seine einzigen Hilfsmittel sind der Hall und Spirit des Raumes. Dies adäquat auf ein Medium zu übertragen, dem es am Einen wie Anderen fehlt, ist nicht einfach. Akinmusire verlässt sich auf die Poesie der eigenen Eingebung und seine Tongestaltung. Das funktioniert am Anfang verblüffend gut, doch der Fokus verschiebt sich im Lauf des Albums zusehends vom Finden aufs Suchen. Zum Glück variiert die Länge der Stücke nur zwischen ein bis fünf Minuten, dass keine Idee überstrapaziert wird und man sich mit dem Trompeter gern auch auf die Suche begibt. Das Album bleibt ein lohnendes Experiment, nicht zuletzt weil es die Grenzen einer solchen Soloeinspielung aufzeigt. Diese kennt Akinmusire jedoch ganz genau.