Amy Winehouse
Lioness: Hidden Treasure
(Island/Universal)
Natürlich lässt sich dieses Album nicht verschweigen – auch wenn es wohl eher ein Schnellschuss ist –, dafür war die im letzten Sommer an ihrer Alkoholsucht Verstorbene Amy Winehouse ein zu bemerkenswertes Ausnahmetalent. Mit nur zwei Alben wurde Amy zur wichtigsten und intensivsten Sängerin der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts. Nummer drei kann als Vermächtnis eines gescheiterten Genies gehört werden. Aus der Zeit nach dem riesigen Erfolg von „Back To Black“ landeten lediglich drei Stücke auf „Lioness: Hidden Treasure“. Gibt es nicht mehr oder wird uns bald (Was wahrscheinlich ist?) die nächste CD mit „zuvor unbekannten“ Songs serviert? Doch was bietet dieser erste Nachlass, der sich selbst gegenüber so rücksichtslos agierenden Achterbahnkünstlerin? Knapp gesagt, eher kaum richtig Neues und auch keine großartige Überraschung. Es ist nicht mehr und nicht weniger als eine Werkschau, in der Mark Ronson und Salaam Remi, die zwei Produzenten der lebenden Amy Winehouse, die Authentizität und stilistische Bandbreite der Sängerin von Doo-Wop bis Reggae vorstellen. Da gibt es eine frühe, schnelle Version des Bossa-Klassikers „The Girl From Ipanema“, an den Originalen orientierte Interpretationen von Songs der Shirelles oder Donny Hathaway, einige B-Verwertungen bereits bekannter Titel wie „Valerie“, sowie ihre letzte Studioaufnahme „Body And Soul“, die Amy mit Tony Bennett im März 2011 aufnahm. Die meisten der hier von ihr so unvergleichlich leidenschaftlich gesungenen Stücke würden die Alben manch anderer Sängerin veredeln. Aber ein wirklich richtig frisches Album, das im besten Fall so etwas wie eine Entwicklung aufzeigen könnte, ist dieses Mixtape nicht.