Andreas Schickentanz
Chimera
(JazzHausMusik/jazzhausmusik.de)
Chimären sind mythische Wesen, halb Bock, halb Löwe, oft geflügelt. Posaunist Andreas Schickentanz vereint nicht nur auf dem Titelstück seiner neuen CD „Chimera“ viele unterschiedliche musikalische Facetten zu einem Gesamtbild, das aber weit mehr als halb und halb verspricht und keineswegs bockig oder gar wie ein brüllendes Fabeltier daherkommt. Beflügelt und eher einem eleganten Pegasus gleich spielt das Quintett, luftig leicht und mit einer erfreulichen harmonischen Vielfalt. Die reiche Harmonik und starke melodische Sequenzen ergänzen und reiben sich mit offenen, freieren Strukturen, die manchmal wie Klangcollagen erscheinen, so wie die beiden „Brussels Night“-Parts oder in „A Taxi Will Come“. Alles gemeinsam verbindet sich zu einem organischen Gruppensound. Schickentanz‘ Posaunenspiel ist geschmeidig, prominent, aber nicht dominant. Sparsam und gezielt eingesetzte Samples schaffen zusätzlich Atmosphäre und ziehen den Hörer schon mit dem Opener „Unter Menschen“ in den musikalischen Kosmos des Kölners. In dem findet sich auch die Volksweise „Sah ein Knab‘ ein Röslein stehn“, die nach anrührendem, aber keinesfalls kitschigem Beginn einen fulminanten Groove entwickelt. Weil das Röslein der einzige Track ist, der nicht aus der Feder des Posaunisten stammt, unterstreicht das Repertoire auch die überzeugenden Qualitäten als Komponist.