Andrew Cyrille & Bill McHenry
Proximity
(Sunnyside/Delta)
Dass man Andrew Cyrille als einen der aufregendsten Jazzdrummer der Gegenwart preist, liegt sicherlich auch am radikal veränderten Erscheinungsbild seiner Zunft. Schlagzeuger tun heute das, was der 77-Jährige mit Avantgarde-Helden wie Cecil Taylor, Anthony Braxton, Roland Kirk oder Peter Brötzmann schon immer getan hat: Sie gestalten Musik. Im spannenden Wechselspiel mit dem Tenorsaxofonisten Bill McHenry agiert die Schlagzeug-Legende vor allem intuitiv und ohne Vorsatz. Die beiden lernten sich im New Yorker Village Vanguard kennen und mögen. Sie bilden ein Duo, dem es gelingt, die platte PR-Phrase von den „magischen Momenten“ über einen Großteil dieses witzigen, abwechslungsreichen Albums tatsächlich mit Leben zu erfüllen. Die seltene Kombination funktioniert deshalb so gut, weil sich die beiden Männer uneitel und lustvoll auf einen launigen Dialog aus afrikanischen Rhythmen, Countrymelodien oder freier Improvisation einlassen. Zu sagen gäbe es noch eine Menge mehr. Und das wird wahrscheinlich auch passieren, wie Cyrille am Schluss ankündigt: „To be continued“.