Anouar Brahem
Souvenance
(ECM/Universal)
Fünf Jahre nach seinem letzten Album erscheint mit „Souvenance“ („Erinnerung“) ein bemerkenswertes Werk des Oud-Lyrikers Anouar Brahem. Die ungewöhnlich lange Zeitspanne hat mit der tunesischen Revolution zu tun, unter deren Eindruck Brahem lange nicht schreiben konnte. Doch die nun veröffentlichte Musik, so betont der Komponist, will er nicht unmittelbar mit den Ereignissen des Winters 2010/11 verlinkt sehen. Er hat sie für einen ungewöhnlichen Klangkörper geschrieben: Mit dem altbekannten Pianisten François Couturier sowie Klaus Gesing an der Bassklarinette und Björn Meyer am Kontrabass, mit denen Brahem auf dem Vorgängeralbum erstmals gearbeitet hatte, formte er sein neues Quartett und ergänzte es mit den Streichern des Orchestra Della Svizzera Italiana. Filigran changieren Melodien und Klänge, machmal fließen die Melodien nahezu gleichmäßig von einem Instrument in das andere über, wirken ineinander verschlungen. Brahem gibt jedem Ton seiner Kompositionen viel Zeit und den Streichern den Raum für schattenreiche Farben. In dieser fragilen Harmonie kommt es einem Ausbruch gleich, wenn Couturier markante Cluster setzt und die anderen mitreißt, wenn Oud oder Klarinette eine tragende Rolle übernehmen.