August Zirner & Sven Faller
Mingus
(GLM/edel)
Keine Angst: Hier versucht sich nicht der nächste bekannte Schauspieler in einer artfremden Disziplin. August Zirner spricht und lässt weitgehend das Singen (bis auf „Hobo Ho Pusherman“). Dafür spielt er Flöte, was im Kontext des ambitionierten Konzeptes keineswegs unangenehm auffällt. Und Sven Faller, unser Mann am Kontrabass, nähert sich seinem Vorbild Charles Mingus nicht nur über das gemeinsame Instrument, sondern auch in Form von Briefen. Dem „Grimme“-Preisträger Zirner obliegt es, in die Psyche des gequälten Genies einzutauchen. Ein interessanter Versuch, den Bassisten und Komponisten, den Choleriker und Heiligen, den Zuhälter und Feingeist, eine der widersprüchlichsten Figuren in der Geschichte des Jazz, besser zu verstehen. Das Tandem taucht Mingus‘ Kompositionen in ein neues Licht, korrespondierend erzählen Zirner und Faller Episoden, die nicht nur live gut funktionieren, sondern erstaunlicherweise auch via Tonträger. Am Schluss weiß man tatsächlich ein bisschen mehr über die Kunst eines Charles Mingus, seine Musik und seine Zerrissenheit. Aber alles wird man über einen wie ihn nie erfahren.