Avishai Cohen's Triveni
Dark Nights
(Anzic Records/Harmonia Mundi)
Jazz lebt auch vom Zuzug, vom neuen Wind von anderswo, der in den Kanon geblasen wird, ihm seins hinzufügt, ihn auffrischt. Mit Trompeter Avishai Cohen und Bassist Omer Avital kamen zwei immer noch junge Männer aus Israel nach New York, Träume im Kopf und Ideen, im Herzen natürlich auch weiterhin Rhythmen von daheim. So kommt Bewegung ins Mutterland des Jazz. Beide sind enorm nachgefragt mit ihren frischen Dramaturgien, Cohen zum Beispiel im grandiosen Mark Turner Quartet. Mit Schlagzeuger Nasheet Waits hat er als Dritten in seinem Triveni-Trio auch nicht gerade einen Nobody. Mit seinem Königsinstrument sendet Cohen durchdringende Signale. Auf dem dritten Album des Trios, einer spontanen und nicht überorganisierten Studiosession mit den gelegentlichen Gästen Gerald Clayton und Cohen-Schwester Anat an der Klarinette sind Spannung und Relevanz wie mit Händen zu greifen. Cohens Ton nimmt vom Start weg gefangen, ist warm, rau, spröde und eingängig, mitunter dräuen Electronics. Wundervolle Melodien entfalten sich über mal schleppenden, mal drängenden Rhythmen. Kein Ton ist zuviel und ein Mehr über die Musik hinaus gibt ihr tiefere Dimensionen. So bekommt Mingus‘ „Goodbye Pork Pie Hat“ sein Update und schlussendlich sogar die Ballade „I Fall In Love Too Easily“ mit der engelsgleichen Sängerin Keren Ann. Avishai Cohen hat etwas zu erzählen – und das überträgt sich.