Bartmes
Modular Soul
(Blisstone/Indigo)
Natürlich darf man auf CD-Titel nicht viel geben. Aber „Modular Soul“ des Keyboarders und Produzenten Jo Bartmes weist dann doch auch auf die Arbeitsweise des Heidelbergers hin: Er betrachtet aktuelle (Pop-)Musik der vergangenen 40 Jahre als großen Fundus, wo er die Bausteine findet, die er in den 14 Tracks seiner CD zu gleichermaßen komplexen wie sublimen Gebilden stets neu zusammensetzt – gleichgültig, ob Soul oder Funk, ob Pop oder Rock, ob zeitgenössische DJ-Kultur oder historische Disco-Sounds, ob Jazz, Blues, Country oder Bluegrass. Musikalischer Ausgleich ist Bartmes‘ Sache nicht. Viel lieber hat er scharfe Schnitte und collagenhafte Brüche, lässt Extremes ebenso zu wie Untergründiges. Dabei setzt er nicht allein auf ein digitales „Cut &n Paste“-Prinzip. Vielmehr sind die retrospektiven, wohlig analogen Klangfarben seines Fender Rhodes und seiner Hammond-Orgel Dreh- und Angelpunkt, mit denen er die Musiker durch seinen teils abgründigen Kosmos führt: Ein Markus Bodenseh auf dem Kontrabass reagiert darauf ebenso mit Pfiff und Esprit wie ein Sebastian Merk auf dem Schlagzeug oder ein Kosho auf Gitarre und Banjo. Und mit Fola Dada hat er eine wandlungsfähige Sängerin mit im Boot, die sich mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ad hoc auf das jeweilige musikalische Setting einzulassen versteht. Ach ja, den zweiten Teil des Albumtitels, „Soul“, darf man nicht als Gattungsbegriff missverstehen. Vielmehr verbirgt sich dahinter Bartmes‘ Haltung, mit der er sich auf aktuelle Musik einlässt.