Beady Belle

Cricklewood Broadway

(Jazzland/Universal)

Beady Belle – Cricklewood Broadway (Cover)Beate S. Lech hat sich nicht nur äußerlich verändert. Das Lockige ihrer Musik gehört der Vergangenheit an, ebenso der Hauch der Naivität, der bei früheren Aufnahmen zum Charme der Sängerin gehörte. Die neue Beady Belle sieht sich eher in der Tradition von Annie Lennox als beim Fusion-Pop ihres ersten Künstlerinnen-Jahrzehnts – und der Imagewandel hat ihr gutgetan. Denn „Cricklewood Broadway“ ist ein erwachsenes Album, einerseits noch mehr Pop als früher, zugleich aber auch anspruchsvoller. Mit Jazz jedenfalls hat die Norwegerin nichts mehr am Hut, dafür sind ihre Lieder wirkungsvoll karg arrangiertes Songwriting, im Sound tendenziell synthetisch, in der Haltung unmittelbar. Die Geschichten der zehn Stücke haben sich von Zadie Smiths Großstadtroman „Zähne zeigen“ inspirieren lassen und werden von Beate S. Lech mit beschwörender, selbstbewusst sonorer Stimme gesungen. Die stellenweise mit 8-Bit-Klang arbeitende Musik drumherum ist ein Raster, klar auf den Kontrast zum dunklen, in der Charakteristik narrativen Gesang abgestimmt. So ist ein Album mit ernstem, ernst zu nehmendem Pop entstanden, der in seiner dezenten akustischen Orientierung an den kreativen 1980ern erstaunlich zeitgemäß erscheint.

Text
Ralf Dombrowski
, Jazz thing 98

Veröffentlicht am unter Reviews

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