Ben Sidran

Rainmaker

(Bonsai Music/bensidran.com)

Ben Sidran – Rainmaker (Cover)Steile These: Ben Sidran sei der erste Rapper überhaupt gewesen – behauptet die in London erscheinende „Times“. Doch selbst die Spoken-Word-Intermezzi des Mannes, der seit fünf Jahrzehnten mit einem Who’s who im Spannungsfeld zwischen Rock und Jazz arbeitet (Steve Miller, Mose Allison, Diana Ross, Boz Scaggs, Tony Williams oder Van Morrison), klingen mehr nach Gesang als nach Eminem. Den jüngsten Beweis dafür liefert „Rainmaker“, mit dem die amerikanische Ikone zur Vollendung ihres 80. Lebensjahres die aktuelle Weltlage reflektiert. Nachdem Sidran zuletzt auf seinem Coronaalbum „Swing State“ nur sein Piano sprechen ließ, erweist er sich nun endlich wieder als genialer Erfinder von wahlweise bissigen, ein- oder doppeldeutigen Texten, die er mit gewohnt coolem Timbre in ein lässiges Groovebett legt. Dabei helfen ihm Rick Margitza, Mike Mainieri, Billy Peterson oder Sohn Leo. Natürlich geht es um Politik, die Zerstörung der Umwelt und die verlorene Menschlichkeit, „Humanity“. Ben und der Franzose Rodolphe Burger konstatieren: „We have lost it.“ Eine Hymne an die Traurigkeit, beste Leonard-Cohen-Melancholie. Irgendwie heilsam. Und gesungen.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 155

Veröffentlicht am unter Reviews

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