Benjamin Weidekamp Quartett
Seriell, nicht seriös
(WhyPlayJazz/whyplayjazz.de)
Es klingt schon mächtig nach Kopfschmerzen, wenn man liest, auf welche Grundlagen der junge Klarinettist Benjamin Weidekamp seine Musik gestellt hat: Morsecode, Mikrotonalität, Spektralanalyse. Der Kritiker streckt die Waffen, denn nachzuvollziehen ist das nicht so recht. Aber zum Glück ist das auch egal, denn die Musik, die Weidekamp zusammen mit dem Klarinettisten und Tenorsaxofonisten Uli Kempendorff, dem Gitarristen Ronny Graupe und dem bravourösen Schlagzeuger Christian Marien spielt, weiß durchaus für sich einzunehmen – wenn man denn offene Ohren hat. Neben einem erstaunlich archaisch klingenden Free-Gehupe hat das etwas vom Trio Elf (was die hektischen Drum&Bass-Grooves angeht), vom Inner Language Trio des Schweizer Pianisten Christoph Stiefel (Mikrotonalität), von avantgardistischen Querschlägern alter Prägung wie dem Penguin Café Orchestra (die aus einer ganz anderen Richtung kamen) und angeblich sogar von HipHop-Koryphäen wie Kanye West und Timbaland (behauptet der Infotext). Wer mit den Genannten etwas anfangen kann, sollte hier unbedingt mal reinhören.