Bettye Lavette
Blackbirds
(Verve/Universal)
Seit ihrer Wiederentdeckung zur Jahrtausendwende sang Bettye LaVette vornehmlich die Lieder alter weißer Männer – am schönsten vielleicht auf dem Bob-Dylan-Tribut „Things Have Changed“ von 2018. Damit ist nun Schluss. Denn bis auf eine Ausnahme versammelt „Blackbirds“, wie der Vorgänger exzellent laid-back im Geiste der Sixties von Drummer Steve Jordan produziert, nur Verbeugungen vor Frauen. „I Hold No Grudge“ etwa aus dem Repertoire von Nina Simone, Billie Holidays „Strange Fruit“ oder „Romance In The Dark“ der 1954 verstorbenen Bluessängerin Lil Green. Es ist ein Zeichen für Lavettes überragende stimmliche und interpretatorische Fähigkeiten, dass sie mit den Vorgängerinnen nicht nur auf Augenhöhe kommuniziert. Vielmehr findet sie oftmals neue Ansätze: „Strange Fruit“ klingt bei ihr nicht wie die übliche düstere Anklage, sondern als selbstbewusster Marsch. Und auch „Blackbird“ von den Beatles hat man so noch nicht gehört. Was für eine Frau!