Bliss Quintet
Glasshouse
(Jazzland/edel)
Denkt man an Jazz aus Skandinavien, sind die Klischees nicht weit. Sie werden gerne bedient, die sphärischen Hörbilder des Nordens. Doch wenn eine Band wie das Bliss Quintet auf der Szene erscheint, zerfallen sie in Einbildung. Denn die Combo um den Saxofonisten Zakarias Meyer Øverli und den Trompeter Oscar Andreas Haug wirkt eher wie eine postmodern energische Formation der frühen Nullerjahre. Alles ist kräftig, der Ton, die Energie, Benjamín Gísli Einarssons E-Piano gönnt sich so manche Verzerrung. Es steht Fusion-Power im Raum, aber auch die Elegik in der Nachfolge Stankos oder fluide Komplexität im urbanen Clubgefühl. Überhaupt erscheinen die Quellen der Musik und Ideen der Umsetzung vielfältig nach Interessen, nicht Moden gewählt. Und so wirkt auch das zweite Album der Band, „Glasshouse“, zeitlos und stiloffen wild im Sinne überbordender Schaffenskraft. Da geht bestimmt noch viel.