Bob Degen

Jake Remembered

(enja/edel Kultur)

Bob Degen - Jake RememberedBob Degen gilt schon lange als der Townes Van Zandt des Jazz: hochbegabt, unscheinbar, introvertiert, verkannt und überhört. Obwohl einige wenige Insider, allen voran enja-Chef Matthias Winckelmann, nicht müde werden, sein 1976 eingespieltes „Sequoia Song“ als eines der besten Piano-Alben aller Zeiten zu preisen, dümpelt der geniale Amerikaner mit dem Habitus eines biederen Buchhalters weiter als Geheimtipp herum. Vermutlich wird auch sein aktuelles Werk, eine Hommage an seinen mit 104 Jahren gestorbenen Vater Bob Degen Sr., den alle nur Jake nannten, wenig daran ändern. Dabei bezaubert der inzwischen schon 67-jährige Junior wieder mit einer höchst eigenständigen, völlig abseits dröger Konventionen schwebenden Klangarchitektur, die sich seiltänzelnd zwischen träumerischer Ballade, wuchtigem Groove, vertrackter Harmonik und beflügelter Improvisation entlang hangelt. Als seinen Joker präsentiert der etwas andere Elfenbeiner diesmal neben Bassist Markus Schieferdecker und Drummer Peter Perfido den farbenreichen, tief in der Neuen Musik verwurzelten argentinischen Trompeter Valentin Garvie. Ein formidabler Schachzug, der das Album zum Kleinod erhebt. Oder um es mit Liner-Noter Uli Olshausen zu sagen: „Ein Meisterwerk!“ Noch so ein Rufer in der Wüste. Je mehr es allerdings davon gibt, umso größer wird die Hoffnung, dass sie eines Tages doch noch Gehör finden könnten.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 87

Veröffentlicht am unter Reviews

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