Brad Mehldau
Suite: April 2020
(Nonesuch/Warner)
Es fasziniert weniger die Wiederentdeckung der musikalischen Form der Miniatur, die Brad Mehldau in einer locker geklammerten Suite verknüpft und die in 15 Kapiteln seine Gefühle im Laufe eines Tages während der Coronaisolation dieses Frühlungs widerspiegeln soll. Auch kompositorisch und motivisch geschieht nichts, was man nicht hätte erwarten können, wenn man den Weg des Pianisten von „Elegiac Cycle“ bis „After Bach“ kennt. Es sind lyrische Stücke mit Hang zu dunklen Harmoniefolgen und dem postbarocken Kontrastbedürfnis des klassikliebenden Improvisators. Beeindruckend ist vielmehr die Ernsthaftigkeit des Pathos, mit der Mehldau Bedrohung und Innensicht, Fassungslosigkeit und diffuse Angst, Hilflosigkeit und Hoffnung in Musik zu fassen versteht, ohne dabei die Gefühlskonfusion zu übertreiben. Seine „Suite: April 2020″ wird damit tatsächlich zu einer künstlerischen Momentaufnahme, mit der er außerdem die „Jazz Foundation of America’s Covid-19 Musician’s Emergency Fund“ als Spende unterstützt.