Brad Mehldau Trio
Ode
(Nonesuch/Warner)
Irgendetwas muss passiert sein. Brad Mehldau spielt sich in einer Weise frei, wie man es von ihm bislang von guten Konzerten, aber nicht aus dem Studio kannte. Damit setzt er den Trend fort, der bereits mit der Live-Aufnahme aus dem Village Vanguard 2008 begann und ihn immer weiter von den Euphemismen der Jugend entfernt. „Ode“ ist das erste Studioalbum des Trios mit Larry Grenadier und Jeff Ballard an Bass und Schlagzeug seit 2005. Es präsentiert elf neue, über drei Jahre hinweg aufgenommene Stücke, Widmungen an Michael Brecker und Kurt Rosenwinkel, auch eine Komposition, die sich einem Filmcharakter aus „Easy Rider“ widmet. Vor allem aber stellt es einen runderneuerten Mehldau vor, der allen Romantizismen eine Absage erteilt, ohne darüber seine melodische Ader zu verlieren. Elegisches findet sich nicht mehr, dafür kraftvolles Ornamentieren, zum Teil ekstatisches Jonglieren mit Gegensätzen von Motivik und Abstraktion, das im Zusammenspiel des betörend harmonierenden Trios seine Kraft entfalten kann. Im Blindfold-Test würde man Mehldau damit nur schwer wiedererkennen. Aber womöglich war es an der Zeit, sich ein bisschen neu zu erfinden. Schließlich nähert sich Brad Mehldau bereits seinem 42. Geburtstag.