Brad Mehldau Trio
Seymour Reads The Constitution
(Nonesuch/Warner)
Manchmal hat Brad Mehldau eine schrullige Art von Humor. Ein Stück auf seinem aktuellen Album „Seymour Reads The Constitution“ heißt „Ten Tune For Fleurine“ und ist als Widmung an seine Frau eine sich aus einem hakeligen Thema heraus entwickelnde Elegie mit vielen aufbrandenden Tönen. Gerahmt wird sie von Adaptionen zweier Popsongs von den Beach Boys und den Beatles, wie immer mit der typischen Mixtur aus Pathos und Lakonik interpretiert. Nur wenige Wochen nach seinen beeindruckenden Bach-Bearbeitungen veröffentlicht, arbeitet Mehldau im bewährten Trio mit Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Jeff Ballard am Kosmos der innenmusikalischen Verschränkung weiter. Der Opener „Spiral“ etwa führt seine mäandrierenden Phrasierungen auf ein beeindruckend fokussiertes Energie-Niveau, das Titelstück tändelt ein bisschen schnippisch mit der Form des Blues-Walzers, überhaupt wirkt das Trio bei aller Lässigkeit und beiläufiger Virtuosität enorm konzentriert. Es tut sich was in der Mehldau-Welt, ein Rumoren, das erstaunliche Musik hervorbringt, auch wenn es wie ein Vorbeben eigentlich nach vorne weist.