Brad Mehldau Trio
Where Do You Start
(Nonesuch/Warner)
Ein Pianotrio bleibt nun mal ein Trio. Eine limitierte Besetzungsform mit klarer Rollenverteilung, von einer langen Tradition geprägt, tausendfach kopiert und hoffnungslos überspielt. Dass es Brad Mehldau in dieser schwierigen Gemengelage dennoch immer wieder gelingt, etwas Spannendes auf die Beine zu stellen, sichert ihm bereits zu Lebzeiten einen Platz in der Ruhmeshalle des Jazz. Dabei bietet der Mann mit 42 Jahren keineswegs etwas grundlegend Innovatives. Er erfindet weder das Pianotrio neu, noch steckt er dessen Parameter weiter. Er muss nicht dekonstruieren, um zu zeigen, wer hier den Ton angibt. Mehldau interpretiert. Und seine Partner Larry Grenadier am Bass und Jeff Ballard am Schlagzeug brauchen keine demokratischen Egotrips, sondern tun das, was sie am besten können: die Stellschraube der Dynamik justieren, kolorieren, eine feine Struktur für ihren Boss knüpfen. Denn der bleibt Hauptdarsteller in jedem der elf Songs, und das ist gut so. Das Nachfolgealbum von „Ode“, das ausschließlich Originals enthielt, bietet bis auf den Titeltrack ein Sammelsurium seiner „Personal Favorites“. Stücke von Sufjan Stevens, Clifford Brown oder Nick Drake, Alice in Chains, Elvis Costellos „Baby Plays Around“, „Airegin“ von Sonny Rollins oder „Hey Joe“ von Hendrix mutieren unter Mehldaus Fingern zu seinen eigenen. Pop, Jazz, Rock – who cares? Das eigentlich Faszinierende dieser CD ist die Gabe des Pianisten, selbst komplizierteste Konstruktionen nie wie eine mathematische Formel klingen zu lassen. An dieser hohen organischen Kunst des Pianotrios hat Brad Mehldau wirklich lange gearbeitet.