Cecil Taylor & Tony Oxley
Birdland Neuburg 2011
(FSR)
Konzentration, Reflexion, hinsetzen, spielen. Wenn Cecil Taylor ein Konzert begann, dann lag vor ihm stets eine große, weite Fläche. Ihm oblag es, diese zu gestalten; mit Bäumen, Häusern, Straßen, Flüssen. Das Prinzip des „Alles geht“ funktionierte auch am 18. November 2011 im winzigen, aber hoch atmosphärischen Birdland-Jazzclub in Neuburg. Das Konzert des damals 82-jährigen Pianisten, der gerade mit seinem kongenialen Schlagzeug-Partner Tony Oxley aus Polen kam, galt als Sensation – und es sollte Taylors letztes in Europa sein. Manche mögen es nach wie vor Free Jazz nennen, andere hören seine klassische Ausbildung heraus, erkennen Bartok und Chopin. Aber es war längst die Welt des Cecil Taylor, sein eigener Kosmos. Zunächst streichelte er die Tasten, schlich von einer Note zu nächsten, gründelte im Bass-Register, suchend, albträumend, einsam. Eine mystische Ouvertüre voller nicht gespielter Akkorde und Geistertriolen. Oxley produzierte entswingte Geräusche, Taylors Finger flitzten die Klaviatur wie auf einer Wendeltreppe rauf und runter. Gottlob fehlen die genuschelten und geschrienen Gedichte aus dem zweiten Set. Deshalb: Ein grandioses Erinnerungsstück an einen altersunmilden, auf seine Weise genialen Revolutionär.