Chantal Acda & The Atlantic Drifters
Silently Held
(Challenge/Bertus)
Wer Verletzlichkeit in der Musik transportieren will, der bewegt sich auf dünnem Eis. Ist das Resultat authentisch oder nur aufgesetzt, berührt es, oder muss man sich vor lauter plakativer Selbstentblößung gleich fremdschämen? Die niederländische Vokalistin Chantal Acda meistert dieses heikle Problem, indem sie einfach ihrem Instinkt folgt. Das tat sie schon bei früheren Veröffentlichungen, folgte einfach ihren Gefühlen, ließ sich von keinem Produzenten ein Erfolgsrezept aufschwatzen, begann sich zu emanzipieren und steht nun mit „Silently Held“ auf dem Zenit ihrer Karriere. Mit Bill Frisell und Thomas Morgan weiß sie natürlich zwei hochkarätige Klangveredler an ihrer Seite. Überdies passen die Bläser Colin Stetson, Joachim Badenhorst, Niels Van Heertum und Kurt Van Herck, Drummer Eric Thielemans und Pianist Jozef Dumoulin nahezu perfekt in den fragilen Rahmen. Aber weil Acda sich ruhig und selbstbewusst zu ihrer (auch stimmlichen) Unvollkommenheit bekennt und all die Verwundungen des Lebens nicht mehr kaschieren will, trifft dieses Album einen Punkt, den zuvor – und in einem anderen Kontext – allenfalls noch Joni Mitchell erreichte.