Charlie Haden & Brad Mehldau
Long Ago And Far Away
(Impulse!/Universal)
Die alte, immer wieder verdrängte Gewissheit, dass Jazz gar keine intellektuelle, sondern eine hochemotionale Angelegenheit darstellt, stets aufs Neue aus dem Augenblick heraus entstehend, unfertig, unbefangen und unkompliziert, lässt sich am besten an einer Aufnahme wie dieser nachvollziehen. Als sich Charlie Haden und Brad Mehldau am 5. November 2007 dank Rainer Kern in der Mannheimer Christuskirche trafen, war es das erste Mal überhaupt, dass beide im Duo miteinander spielten. Eigentlich unvorstellbar angesichts der Vertrautheit und der inneren Symmetrie, die beide dabei an den Tag legten. Haden und Mehldau kannten einander seit 1993. Zwei Generationen, ein Spielverständnis. Ruth Cameron Haden erinnert sich, dass Charlie sich selbst in Brad wiederentdeckte, seine eigene revolutionäre Improvisierhaltung, seine fein schimmernde Ästhetik, auch seine Probleme. Auf der gemeinsamen musikalischen Reise agierten sie gelassen, cool, ruhig, ohne Nabelschauen und brachten Standards wie „Au Privave“ und „What’ll I Do“ mit lyrischer Brillanz und grenzenloser Freiheit zum Leuchten. Der Bassist und der Pianist gaben einander die Hand und gingen einfach darauf los. Blindes Vertrauen, das man hören kann.