Charlie Watts & Danish Radio Big Band
Live At Danish Radio Concert Hall
(Impulse!/Universal)
PRO
Trotz des anhaltenden Erfolgs der ältesten Boygroup der Welt ließ sich der Stones-Drummer nie davon abbringen, bei jeder Gelegenheit tief in die Zauberwelt des Jazz einzutauchen. In Dänemark, wo Charlie Watts in den 1960er-Jahren einige Monate gelebt hatte, organisierte man für ihn sogar ein imposantes Projekt mit der Danish Radio Big Band, in dem sich Charlie fühlen durfte wie ein Goldfisch im Wasser. Selbst die witzig adaptierten Stones-Klassiker „(Satis) Faction“, „Paint It Black“ oder „You Can’t Always Get What You Want“ begleitete er mit diesem lässigen Groove, den er von der Snare auf die Becken verlagert, ohne sich dabei zu produzieren. Absolutes Highlight: die von Watts und (Rock-)Schlagzeug-Kollege Jim Keltner geschriebene „Elvin Suite“ mit einem entfesselten Tenorsaxofonisten Uffe Markussen. Hot Stuff!
Reinhard Köchl
KONTRA
Charlie Watts spielt schon immer einen Tick nach dem Beat. Bei den Stones passt das, Rock ’n’ Roll verträgt sich mit rhythmischer Nachlässigkeit. Swing hingegen leidet, insbesondere wenn er das Schleppende nicht durch die Präsenz anderer Instrumente ausgleichen kann. Nun ist die Danish Radio Big Band ein renommiertes Ensemble und der Trompeter Gerard Presencer ein eloquenter Gestalter. Doch die Live-Aufnahme aus dem Jahr 2010 verbindet käsige Arrangements von Stones-Hymen, die mit wohlmeinendem Crossover den kernigen Originalen die Energie entziehen, mit einer saft- und kraftlosen Widmung an Elvin Jones und überführen es in eine Presencer-Show, die viel redundantes Trompetenspiel à la „Cantaloup“ mit altbacken klangillustrierenden und mäßig groovenden Tuttipassagen verknüpft.
Ralf Dombrowski