Chilly Gonzales

Gonzo

(PIAS/Rough Trade)

Chilly Gonzales – Gonzo (Cover)Als sein erstes „Solopiano“-Album erschien, sprach noch niemand von Neoklassik. Chilly Gonzales war vor 20 Jahren mitverantwortlich für den Erfolg eines Subgenres, seitdem gab es Kooperationen, Weihnachtsalben und zuletzt ein eher halbgares Sprechgesang-Chanson-Album auf Französisch. Nun rappt der kölsche Kanadier im sehr komischen „ICE“ eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat („Deutsches Essen wird schwer unterschätzt/Meine Witze sind schlecht übersetzt“), um anschließend auf Englisch den anderen Neoklassikern eins mitzugeben „(It’s a stretch to even call that shit yoga music“). Der ultimative Diss? „You‘re not Einaudi, you‘re Zweinaudi.“ Vom „Entertainist“, der vor keiner Publikumsbeschimpfung zurückschreckt, hätte man sich sogar noch mehr Rücksichtslosigkeit gewünscht. Die Produktion ist gekonnt minimalistisch: sorgsam gesetzte Streicher, dazu Beats, die auch mal nur aus Bongos bestehen. Höhepunkt: „Fuck Wagner“, der Song zur Kampagne, die dem Bayreuther Antisemiten den Straßennamen in Köln entziehen will.

Text
Jan Paersch
, Jazz thing 155

Veröffentlicht am unter Reviews

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