Chris Potter
There Is A Tide
(Edition/Harmonia Mundi)
Als Multiinstrumentalisten kennt man ihn schon länger. Nun hat Chris Potter eines dieser Lockdown-Alben gemacht, allein zu Hause, ohne richtiges Studio, aber es ist kein bisschen langweilig geworden. Denn der amerikanische Saxofonist spielt in großer Besetzung. Ganze Bläsergruppen treten da gegeneinander an, grandiose Klangmischungen mit Klarinetten und Flöten sind zu hören, komplex verschränkte, freundliche, niemals naive Themen. Auch die Basisspuren spielt Potter selbst, Schlagzeugrhythmen, Basslinien, Gitarrenriffs und Keyboards. Jedes seiner Stücke hat eine eigene rhythmisch-harmonische Konzeption – das ist alles wirklich orchestral gedacht und ausgeführt. Und die Saxofonsoli sind, wie bei Potter gewohnt, oberste Kategorie. Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann allenfalls eine gewisse Unbeweglichkeit in den Bass- und Drumsspuren – irgendwo muss ja auch ein Potter seine Grenzen haben. Er hoffe, dass diese Lockdown-Zeit auch positive Effekte zeitige, sagt er. „There Is A Tide“ ist schon mal einer.