Christian Scott
Stretch Music
(Ropeadope/ropeadope.com)
„Stretch Music“ nennt der 32-jährige Christian Scott aus New Orleans seit geraumer Zeit sein musikalisches Konzept – und so hat der hochgelobte, weil stets virtuos auftrumpfende Trompeter jetzt auch sein neues Album betitelt. Mit diesem Konzept bezieht er sich einerseits auf die große Tradition afroamerikanischer Musik in seiner Heimatstadt, andererseits wirft er den Bogen über die Karibik nach Westafrika, um mit seiner neu besetzten, glänzend aufgelegten Band die Diaspora der Afroamerikaner nachzuzeichnen. Gleichzeitig ist der Trompeter, dessen Onkel der Altsaxofonist Donald Harrison ist, ein Kind von heute, der sich durch aktuelle Popmusik beeinflussen lässt: vom avancierten Rock von Radiohead über den HipHop eines Mos Def bis zum Soul eines Prince. Weil Scott sich all seiner Offenheit zum Trotz als Teil der Geschichte der swingenden Improvisationsmusik aus dem Süden der USA sieht, ist seine „Stretch Music“ eben genau das: afroamerikanischer Jazz – rhythmisch verschachtelt, subtil zwischen den Stilistiken changierend.