Christian Wallumrød Ensemble

Many

(Hubro/Broken Silence)

Christian Wallumrød Ensemble – Many (Cover)Nach einer Reihe gefeierter Alben für ECM erscheint diese Aufnahme des norwegischen Komponisten und Ensembleleiters Christian Wallumrød nun auf einem Label seines Heimatlandes. Inspirationen für „Many“ fand Wallumrød in der Musique concrète der 1950er, wie sie damals von Stockhausen, -Cage und Pierre Schaeffer konstruiert wurde. Es ist Musik, die mit akustischem Instrumentarium wie Piano, Harmonium, Trompete, Saxofon und Cello gespielt wird, zuweilen aber auch viel elektronisch erzeugte Klänge hören lässt. Ein Stück wie „Danszaal“ mit seinen schmetternden Trompeten- und Saxofonpassagen schreitet mit einer schwindelerregenden, immer wieder stoppenden Ruckhaftigkeit voran, die dennoch eine subtile, mikrotonverschiebende Schönheit in sich trägt. Ein ähnlicher Effekt wird auf „Staccotta“ erzielt, angeführt von Wallumrøds unerschütterlichen Klavierstößen, kurzen Stichen der Blechbläser und einem Zusammenbruch in reine Elektronik, was dem Ganzen eine spielerische, schwer fassbare, sich ständig verändernde Qualität verleiht. Das Schlüsselstück ist vielleicht das lange „El Johnton“, das mit einer sich wiederholenden Passage aus Klavier-, Saxofon- und gebürsteten Snaretönen beginnt, die irgendwie wie die Coda zu einem Lied von Billy Joel klingt, bevor sie sich zu etwas Freiem entwickelt. Eine konsequente Weiterentwicklung zeitgenössischer Ensemblemusik aus Jazz und New Music.

Text
Olaf Maikopf
, Jazz thing 134

Veröffentlicht am unter Reviews

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