Christoph Stiefel & Lisette Spinnler
Bima Sakti
(Traumton/Indigo)
Ein Duo muss nicht automatisch ein Duo sein. Häufig erliegen die Protagonisten der Verlockung, Akzente zu setzen, sich über den Partner hinwegzuheben, noch dazu wenn es sich um einen Pianisten und eine Sängerin handelt. Bei den Schweizern Christoph Stiefel und Lisette Spinnler drängen sich weder das Klavierspiel noch der Gesang in den Vordergrund. Auf „Bima Sakti“ versucht jeder, den anderen so gut wie möglich klingen zu lassen. In dieser egofreien Zone entsteht eine eigenwillige Fragilität, ein selbstloses Aufeinanderachten, ein sensibles Ertasten der beidseitigen Grenzen. Kein Vergleich mit anderen Kombinationen dieser Art, schon allein wegen der Titelauswahl. Über die tief gehende Melancholie von „Jolene“ dürfte sich sogar Country-Urmutter Dolly Parton wundern, während die Exkurse ins „Astracan Cafe“ (Anouar Brahem), in die Türkei („Burasi Mustur“), nach Afrika („Djabaram“ von Youssou N‘Dour) oder in Stiefels geheimnisvolle Welt der Isorhythmen durch die Umarmung der dunklen leuchtenden, wärmenden Stimme Spinnlers mit dem präparierten Flügel eine besondere Art von kreiselnder Schwerelosigkeit generieren. „Überirdische Schönheit“ nennt dies Liner-Noter Tom Gsteiger euphorisch. Dabei ist es doch nur ein Duo. Aber was für eins!