Colin Steele Quartet
Joni
(Marina/Indigo)
Inzwischen lebt Joni Mitchell nach ihrem Schlaganfall zurückgezogen und scheut die Öffentlichkeit. Ihre Spuren in der Musikgeschichte aber sind ebenso inhaltlich kraftvoll wie musikalisch fragil. Für den schottischen Trompeter Colin Steele sind ihre Songs eine Herausforderung – und so widmet er dem Mitchell-Songbook ein eigenes Album mit Hommagen. Man hört ihm die Verehrung an, wenn er bevorzugt im Dämpfer-Davis-Flüsterton spielt. Überhaupt geht das ganze Quartett mit Pianist Dave Milligan, Bassist Calum Gourlay und Schlagzeuger Alan Cosker ehrfurchtsvoll und behutsam mit Vorlagen von „Both Sides Now“ bis „River“ um. Damit kommt das Album „Joni“ aber auch an seine Grenzen. Es ist vor allem eine Verbeugung, der vor lauter Bewunderung ein wenig das Gefühl für Pausen, Schmunzeln, auch für den eigenen Deutungswillen fehlt. Alles klingt ästhetisch, eloquent, korrekt, doch der feingliedrige Schmerz der vielfach um ihre Liebe betrogenen Künstlerin geht verloren.