Colin Vallon Trio
Le Vent
(ECM/Universal)
Wie der Schweizer Pianist Colin Vallon mit ergreifend schlichten Melodien umgeht, ist von besonderer Güte. Er betont die einzelnen Noten sanft und doch eindringlich, lässt sie frei stehen – sie klingen oft wie Morsezeichen, die bei der Vermittlung von Botschaften ins Träumen geraten. Klangmalerisch und rhythmisch unterstützt von Bassist Patrice Moret und Schlagzeuger Julian Sartorius, verschiebt der Mann am Flügel Akzentuierungen, bis das Thema wie im einleitenden Stück „Juuichi“ absichtsvoll ins Taumeln, ins Schlingern gerät. Dann wieder unterfüttert er die Einzel-Töne der rechten Hand mit vollen Akkorden, zieht mit der Dynamik an, bis aus einer klaren Melodie eine Hymne wird. Bevor sie zu stolz anschwillt, nimmt Vallon mit seinen Spielgefährten das Tempo wieder heraus, wird sachte, fragil, zurückhaltend. „Le Vent“ ist ein Lehrbeispiel dafür, wie man aus etwas ganz Schlichtem unendlich viele Nuancen und Schattierungen herausholen kann.