Conrad Schwenke Quartett
Divagation
(Unit/Bandcamp)
Das Gedankenspiel sei erlaubt: So könnte Franz Schubert geklungen haben, wenn er im Zeitalter des Jazz gewirkt hätte. Wobei man Conrad Schwenke beileibe nicht als heillos schwelgenden Romantiker bezeichnen sollte. Der Bremer Pianist schickt das Quartett um den Gitarristen Olaf Rodt, den Bassisten Michael Bohn und den Schlagzeuger Julian Nicolaus mit seinen intelligenten Kompositionen bewusst in ein Spannungsfeld, das der Musik Bewegungsmöglichkeiten in alle Richtungen eröffnet. Dass dabei offene und freie Bilder entstehen, die sich trotz Brüchen und rauen Momenten in eine sensible, tiefgründige Form verwandeln, ist beabsichtigt und wesentlicher Bestandteil einer individuellen Klangsprache. Auf diese Weise gelingt es Schwenke und Co., starke nonverbale Geschichten wie „Lights Of The Past“, „Memories“ oder „The King“ mit verschiedenen Handlungssträngen zu erzählen und die Hörer auf harmonische Abenteuer und lyrische Träumereien mitzunehmen. Die große Stärke der Combo bleibt freilich das Momentum, der Augenblick, in dem ein Stück eine völlig unerwartete Wendung nimmt. Ob das Schubert so auch gelungen wäre?