Craig Taborn Trio
Chants
(ECM/Universal)
Es lohnt sich, dieses Trio live zu hören. Denn mehr noch als auf der schlanken Mischung der CD wird auf der Bühne deutlich, wie unabdingbar die Kommunikation unter den Musikern für die Entstehung ihres Gruppenklangs ist. Gerade die Klavierfiguren von Craig Taborn und die einem starken Puls folgenden Schlagzeugmotive von Gerald Cleaver verzahnen sich auf symbiotische Weise, ergänzt um die enigmatischen, zuweilen abwesend wirkenden Bassklänge von Thomas Morgan, die der Klangerscheinung noch mehr Offenheit verschaffen. „Chants“, das erste Album des Trios, nimmt diese Stimmungen auf und überträgt sie in eine Sphäre des Transparenten. Die Präsenz des gemeinsamen Flows ist zu spüren, ein wenig distanziert, in der Anlage aber ungemein kraftvoll. Denn Taborn und sein Team verlassen im Rahmen des klassischen Klaviertrios das Terrain der gestalterischen Gewissheiten, verstehen Melodik, Harmonik, Rhythmik als ständig changierende Ausgangspunkte eines Deutungsprozesses der musikalischen Energie. Dabei blieben sie einerseits auf der Ebene des Sanglichen, lassen aber die begrenzenden Gliederungen trotz vorgegebener eigener Kompositionen weit hinter sich. Ein Album wie „Chants“ ist auf diese Weise ein Erbstück der Free-Ära, ohne damit den alten Klischees des Widerstandes und Dekonstruierens entsprechen zu müssen.