Cuong Vu 4-tet
Ballet (The Music Of Michael Gibbs)
(RareNoise/Broken Silence)
Eine der Leistungen des 1937 im heutigen Simbabwe geborenen Pianisten, Posaunisten, Arrangeurs und Komponisten Michael Gibbs war es in den frühen 1960ern, den Jazz mit der damals noch jungen Rockmusik zu durchdringen, Jahre bevor aus dieser Fusion der Stilhybrid Jazzrock werden sollte. Aber Cuong Vus „Ballet (The Music Of Michael Gibbs)“ ist weit mehr als nur eine Würdigung von Gibbs jazzkompositorischer Lebensleistung. Vielmehr transformiert der amerikanische Trompeter mit vietnamesischen Wurzeln die orchestrale Klangvorstellung einer zeitgenössischen, rockenden Jazzmusik des Briten in seine eigene Sprache als Improvisationsmusiker von heute, wenn er beispielsweise den tänzerischen Impuls des Öfteren aus dem Tritt bringt. Dass sich Vu mit Bill Frisell nach Pat Metheny erneut einen stilbildenden Gitarristen in seine Band geholt hat, ist ein geschickter Schachzug. Vor allem in den Unisonopassagen kontert Frisell die sperrigen, zumeist mit filigran zerbrechlichem Ton geblasenen Linien des Trompeters mit rockigem Getöse, so als wollte er gegen seinen fast zum Klischee gewordenen E-Gitarren-Sound anspielen.