Damir Out Loud
Graduation Day
(Unit Records/Harmonia Mundi)
Weglegen und erst einmal wirken lassen. Wer diese Scheibe zum ersten Mal hört, der hat ein ordentliches Paket Klang zu verarbeiten. Was der serbischstämmige Trompeter und Wahl-Berliner Damir Bacikin hier bietet, ist betörend und faszinierend zugleich. Bacikin verortet seine komplexen Kompositionen irgendwo zwischen klassischer neuer Musik, Kammerjazz und moderner großorchestraler Improvisation. Bacikins Nonett erinnert mit Klarinetten, Hörnern und Posaunen eher an Gil Evans als an Bigband, und die musikalischen Formen reichen von der minimalistischen Duo-Improvisation bis hin zu Anklängen an den Miles Davis der späten 1960er-Jahre und ausgefeilten notierten Kompositionen. Richtig spannend wird es, wenn die Bläser als harmonische Reibefläche zu Bacikins weichem Trompetenton und den herausfordernden Vibrafonlinien von Julius Heise dienen. Eine Sternstunde, die leider nach 38 Minuten bereits vorüber ist.