Daniel Herskedal

Call For Winter II: Resonance

(Edition/Membran)

Daniel Herskedal – Call For Winter II: Resonance (Cover)Nach dem erhebenden Soloalleingang „Call For Winter“ zu Beginn der Coronapandemie zog sich Daniel Herskedal erneut mit seiner Basstrompete und seiner Tuba in die Einsamkeit des Nordens zurück, um die dem Inneren abgelauschten Klänge in sonische Landschaftsgemälde zu verwandeln. Den in einer Holzhütte unweit der Rentierzuchtgebiete der Samen aufgenommenen Stücken hört man an, dass der Norweger zuletzt viel mit Sängerinnen zusammengearbeitet hat. In „Hope“ etwa gibt es Allusionen an den Joik-Gesang, während das ergreifend choralartige „Gæjkedh-vearelde“ klingt, wie von einem zarten Kind in der Kirche gehaucht. Ohnehin erweisen sich die mundgeblasenen und handgeklopften Soundlayer als großer Assoziationskatalysator: Mal wähnt man sich in einem Unterwasserclub („Call For Winter II“), mal in einem Film mit Vangelis-Soundtrack („The North Star“), mal mitten in einem abtauenden Eisberg („Thawing Permafrost“). So beängstigend und doch grausam-schön kann der Klimawandel klingen.

Text
Josef Engels
, Jazz thing 155

Veröffentlicht am unter Reviews

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